BrasilienBrasilien

Brasilien (, gemäß Lautung des brasilianischen Portugiesisch [bɾaˈziu̯] Aussprache) ist der Fläche nach der fünftgrößte und mit über 211 Millionen Einwohnern der Bevölkerung nach der sechstgrößte Staat der Erde. Nach Fläche und Bevölkerung ist es auch das größte Land Südamerikas, von dessen Fläche es 47,3 Prozent einnimmt. Bis auf die Länder Chile und Ecuador hat Brasilien mit jedem anderen südamerikanischen Staat eine gemeinsame Grenze. Der Name Brasilien geht auf den portugiesischen Namen pau-brasil des Brasilholz-Baumes (Paubrasilia echinata) zurück.

Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung reichen ca. 30.000 Jahre zurück. Nach der europäischen Entdeckung Amerikas und der Aufteilung des südamerikanischen Kontinents durch den Vertrag von Tordesillas wurde Brasilien eine portugiesische Kolonie. Diese mehr als drei Jahrhunderte andauernde Kolonialzeit, in der Einwanderer verschiedenster Herkunft (freiwillig oder gezwungenermaßen) nach Brasilien kamen, trug erheblich zur heutigen ethnischen Vielfalt Brasiliens bei. Nach der im Jahre 1822 erlangten staatlichen Unabhängigkeit, auf die eine Zeit der konstitutionellen Monarchie folgte, wurde das Land 1889 als Vereinigte Staaten von Brasilien zu einer Republik. Nach der Zeit der Militärdiktatur ab 1964 kehrte das Land 1985 zur Demokratie mit einem präsidentiellen Regierungssystem zurück.

Name

Der Name Brasilien geht auf den portugiesischen Namen pau-brasil des Brasilholz-Baumes (Caesalpinia echinata), der ein wichtiges Ausfuhrprodukt zur Zeit der frühen Kolonisation aus den Wäldern der Atlantikküste war, zurück. Brasa bedeutet im Portugiesischen „Glut“ und „glühende Kohlen“; das Adjektiv brasil („glutartig“) bezieht sich auf die Farbe des Holzes, das, wenn geschnitten, rot leuchtet (Brasilin) und in Europa zum Färben von Stoffen benutzt wurde.

Seit 1325 findet sich auf Karten eine westlich von Irland gelegene Phantominsel namens Brasil. Laut dem Brief eines englischen Agenten an Christoph Kolumbus aus dem Jahr 1498 soll sie etwa 1480 von Seeleuten aus Bristol entdeckt worden sein. Der Verfasser des Briefes identifiziert sie mit dem von dem venezianischen Seefahrer Giovanni Caboto 1497 entdeckten Land, das heißt mit Neufundland.

Geographie

Brasiliens Landschaft ist von ausgedehnten tropischen Regenwäldern des Amazonas-Tieflands im Norden und Hochebenen, Hügeln und Gebirgen im Süden geprägt. Während die landwirtschaftliche Basis des Landes im Süden und in den Savannengebieten des Mittelwestens (Cerrado) liegt, lebt der Großteil der Bevölkerung in der Nähe der Atlantikküste, wo sich auch fast alle Großstädte befinden. Die Küste hat eine Länge von 7491 km, der Großteil davon sind Sandstrände.

Brasilien hat zehn Nachbarstaaten. Es grenzt – mit Ausnahme von Chile und Ecuador – an alle südamerikanischen Staaten (von Nordosten gegen den Uhrzeigersinn gesehen): an Französisch-Guayana mit 730 km, Suriname mit 593 km, Guyana mit 1298 km, Venezuela mit 1819 km, Kolumbien mit 1645 km, Peru mit 2995 km, Bolivien mit 3400 km, Paraguay mit 1290 km, Argentinien mit 1132 km und Uruguay mit 985 km. Die gesamte Grenzlänge beträgt 15.887 km und ist damit nach der Volksrepublik China und Russland die drittlängste Landgrenze der Erde.

Der kontinentale Teil Brasiliens liegt in zwei Zeitzonen, einige vorgelagerte Inseln gehören zu einer dritten. Siehe hierzu: Zeitzonen in Brasilien.

Höchste Berge

Der höchste Gipfel ist der 2994 m hohe Pico da Neblina (Aussprache: ˈpiku dɐ neˈblĩnɐ), der im gleichnamigen Nationalpark nahe der Grenze zu Venezuela und Guayana liegt. Der zweithöchste Berg ist der Pico 31 de Março (2973 m) (Aussprache: ˈpiku ˈtɾĩtɐ jũ dʒi ˈmaʁsu). Der dritthöchste Berg ist der Pico da Bandeira (2891 m) (Aussprache: ˈpiku dɐ bɐ̃ˈdejɾɐ). Berühmter allerdings sind der 710 m hohe Corcovado mit der 30 m hohen Erlöser-Statue wegen seines Blickes über Rio de Janeiro sowie der seiner konischen Form wegen berühmte 395 m hohe Zuckerhut.

Gewässer

Flüsse

Der wichtigste Fluss ist der Amazonas, seine Wasserführung von 209.000 m³/s macht ihn zum weitaus wasserreichsten Fluss der Erde, größer als die sieben nächstkleineren Flüsse der Welt zusammen. Der längste Fließweg seines Flusssystems misst 6448 km; in dieser Hinsicht wird er nur noch vom wesentlich wasserärmeren Nil übertroffen. Die bedeutendsten Nebenflüsse, der Rio Madeira und der Rio Negro, sind bereits mit den größten Strömen anderer Kontinente vergleichbar. Es folgen der Rio Icá und der Rio Tapajós.

Der Süden Brasiliens gehört bis auf einen schmalen Küstenstreifen zum Einzugsgebiet der Flüsse Uruguay (1790 km) und Paraná (3998 km). Der Paraná ist fast durchgehend aufgestaut; in Itaipú liegt das zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Einer seiner Nebenflüsse hat dem Staat Paraguay seinen Namen gegeben; ein anderer ist durch die Iguazú-Wasserfälle bekannt.

Seen

Die Lagoa dos Patos bei Porto Alegre ist mit über 10.000 km² die größte Lagune Brasiliens und die zweitgrößte Südamerikas. Danach kommt die weniger als halb so große Laguna Merín, südlich der Stadt Rio Grande.

Inseln

Zum brasilianischen Hoheitsgebiet gehören auch einige Inseln im Atlantik, z. B. die etwa 800 km vor der Küste gelegenen Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen, die nur mit einem Leuchtturm bebaut sind, und die ehemalige Sträflingskolonie Fernando de Noronha, die nicht weit von der Felsgruppe entfernt ist. Beide liegen auf dem mittelatlantischen Rücken. Vulkanischen Ursprungs sind die Inseln Trindade und Martim Vaz, die zum Bundesstaat Espírito Santo gehören. Das ovale Rocas-Atoll erstreckt sich über mehrere Kilometer und wurde aufgrund der außergewöhnlichen Tier- und Pflanzenwelt als Weltnaturerbe aufgenommen.

Die größte Insel aber ist Marajó zwischen der Mündung des Amazonas und dem Rio Pará, der zum Mündungsgebiet des Rio Tocantins gehört. Sie ist mit einer Fläche von etwa 48.000 km² größer als beispielsweise die Schweiz. Da aber große Teile in der Regenzeit überschwemmt sind, ist die Insel nur an einigen Orten besiedelt. Da das Nordufer von Marajó eine Meeresküste ist, gilt die Ilha do Bananal im Rio Araguaia mit ihrer Fläche von 20.000 km² als größte Flussinsel der Welt. Sie liegt in einem Nationalpark im Bundesstaat Tocantins und ist größer als beispielsweise Jamaika.

Naturschutz

In Brasilien gibt es 62 Nationalparks (Parques Nacionais). Schutzgebiete ähnlichen Charakters gibt es unter dem Namen Estação Ecológica. Es gibt auch Schutzgebiete der Bundesstaaten (Parques Estaduais) und auf Gemeindeebene. Diese und weitere Flächen wurden wegen ihrer ökologischen, wissenschaftlichen, touristischen und erzieherischen Bedeutung unter Schutz gestellt.

Einige Organisationen, die sich Natur- und Artenschutz verschrieben haben, sind:

  • Instituto Onca-Pintada (IOP): brasilianische NGO zum Schutz des Jaguars (Jaguar Concervation Fund – JCF)
  • Whale and Dolphin Conservation (WDC): internationale Organisation für den Schutz von Delfinen und Walen im Amazonas
  • Amazon Region Protected Areas Program (ARPA): Schutzgebietsprogramm zum Erhalt des Regenwaldes

Umwelt

Zerstörung des Regenwaldes

Während der atlantische Küstenregenwald bereits zu rund 93 % zerstört ist und die Reste stark fragmentiert sind, ist der tropische Regenwald des Amazonasgebietes eines der größten noch verbliebenen Urwaldgebiete der Welt. Bis zur Ankunft der Europäer wurde er von der indigenen Urbevölkerung extensiv und nachhaltig genutzt, so dass die herbeigeführten Veränderungen der Ökosysteme der Artenvielfalt eher nutzten als schadeten. Viele der modernen Landnutzungsänderungen hingegen fügen den Wäldern immense Schäden zu. Das sind vor allem Rodungen für die Schaffung landwirtschaftlicher Flächen, die plantagenartige Land- und Forstwirtschaft (z. B. Jari-Projekt), aber auch Infrastrukturprojekte wie Straßen (zum Beispiel die Transamazônica und die Perimetral Norte), Minen (z. B. Serra dos Carajás) und Großstaudämme (selbst an direkten Nebenflüssen des Amazonas wie Tucuruí oder Belo Monte). Dabei wirkt sich nicht nur der Flächenverbrauch durch die Bauvorhaben selbst aus. Die zugehörigen Straßen machen die Gebiete für den (heute vorwiegend illegalen) Holzeinschlag verfügbar.

Das Holz aus diesen Wäldern wird nur zum Teil von der lokalen Bevölkerung genutzt (z. B. als Feuerholz oder für bereits in Brasilien hergestellte höherwertige Produkte wie Sperrholz, Zellstoff oder Baumaterial). Ein großer Teil wird international gehandelt. In Brasilien gibt es rund 2500 Unternehmen, die tropisches Hartholz kaufen und verkaufen. Die meisten von ihnen sind ausländische Großunternehmen. Zwar sind einige Tropenhölzer wie z. B. Mahagoni mittlerweile gesetzlich geschützt, der Handel geht jedoch illegal weiter.

Nach Angaben der FAO waren 2010 noch 60,1 % der Landesfläche mit Urwald bedeckt, im Vergleich zu 66,9 % im Jahr 1990 (ohne Berücksichtigung aufgeforsteter Flächen). Im Zeitraum 2000–2005 lag der Urwaldverlust bei jährlich 32.000 km². Auf die Gesamtfläche der Wälder bezogen gingen in den letzten 20 Jahren jährlich rund 0,5 % verloren.

Von 2004 (ca. 27.000 km² jährlich) bis 2012 waren die Raten rückläufig. 2005 wurden 18.793 km² bekanntgegeben, 2006 waren es 14.039 km². Nach Angaben des deutschen BMZ lag die Entwaldungsrate 2012 „nur“ noch bei rund 4570 km² (das ist etwas weniger als die Fläche der Balearen oder 0,09 % der gesamten Regenwaldfläche Brasiliens). Von August 2012 bis Juli 2013 hat die Rodung allerdings wieder auf 5800 km² zugenommen.

Den Rückgang des Verlustes von Primärwald führte die Regierung Brasiliens auf die Durchsetzung ihrer Umweltstandards zurück, Umweltschützer sehen die Stärke des Real und die fallenden Sojapreise als Gründe. In der Folge beriet im Januar 2008 ein Notfallkabinett der Regierung über Maßnahmen. Die Behörden zum Schutz des Regenwaldes haben mit Geld- und Personalmangel sowie Korruption zu kämpfen. Nur im Rahmen von Schutzgebieten erfä…

Text entnommen ausWikipedia - Brasilien unter demCC-BY-SA-3.0 auf30 Juli 2021

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