Montréal

Montreal ( [mɔntʁeˈa:l]) bzw. Montréal ( [mɔ̃ʁeˈal], [ˌmʌntɹiːˈɒl]) ist eine Millionenstadt in Kanada. Sie liegt im Südwesten der Provinz Québec auf der Île de Montréal, der größten Insel im Hochelaga-Archipel, die vom Sankt-Lorenz-Strom und von Mündungsarmen des Ottawa umflossen wird. Die Nachbarprovinz Ontario liegt knapp 60 Kilometer westlich, die Grenze zu den USA etwas mehr als 50 Kilometer südlich. Das Stadtbild wird vom Mont Royal geprägt, einem 233 Meter hohen Hügelzug vulkanischen Ursprungs im Zentrum der Insel, von dem sich der Name der Stadt ableitet.

Als der französische Seefahrer Jacques Cartier im Jahr 1535 als erster Europäer die Gegend erforschte, lebten Sankt-Lorenz-Irokesen auf der Insel. 1642 gründeten Paul Chomedey de Maisonneuve und Jeanne Mance das Fort Ville-Marie, eine katholische Missionsstation. Daraus entwickelte sich in der Folge die Siedlung Montreal, die 1760 unter britische Herrschaft kam. Montreal erhielt 1832 die Stadtrechte. Die Stadt wuchs rasch und entwickelte sich zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Landes, verlor aber im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts diese führende Rolle an Toronto. Bedeutende Ereignisse von weltweiter Ausstrahlung waren die Weltausstellung Expo 67 und die Olympischen Sommerspiele 1976.

Die Wirtschaft Montreals ist stark diversifiziert. Wichtige Pfeiler des Dienstleistungssektors sind Finanzdienstleistungen, Medien, Handel und Design. Von großer Bedeutung ist auch der Tourismus, dies aufgrund der Sehenswürdigkeiten und des vielfältigen kulturellen Angebots, das neben Museen auch zahlreiche Festivals in den Bereichen Film, Theater und Musik umfasst. Mehr als 60 internationale Organisationen haben ihren Sitz in Montreal. Im Industriesektor sind Luftfahrt-, Pharma- und Spitzentechnologieunternehmen vorherrschend. Mit vier Universitäten und mehreren weiteren Hochschulen ist Montreal ein bedeutender Bildungsstandort. Außerdem ist die Stadt ein Knotenpunkt im Schienen- und Straßennetz und verfügt darüber hinaus über den größten Binnenhafen auf dem amerikanischen Kontinent.

Mit einer Bevölkerungszahl von 1.704.694 Einwohnern (Stand: 2016). Der Ballungsraum Communauté métropolitaine de Montréal, der urbane Gebiete im näheren Umkreis miteinbezieht, zählt 4.098.927 Einwohner (Stand: 2016)

Montreal ist die zweitgrößte Stadt der Welt nach Paris, in der Französisch als Muttersprache gesprochen wird. Montreal gehört auch weltweit zu den größten Städten, in denen Französisch die offizielle Sprache ist. Die Stadt stand früher an zweiter Stelle nach Paris, hat aber diesen Rang in den letzten Jahren an Kinshasa und Abidjan abgegeben.

Geographie

Lage

Montreal liegt im Südwesten der Provinz Québec, knapp 60 Kilometer östlich der Nachbarprovinz Ontario und etwas mehr als 50 Kilometer nördlich der Grenze zu den USA. Die Provinzhauptstadt Québec ist 233 Kilometer entfernt im Nordosten, die Bundeshauptstadt Ottawa 166 Kilometer entfernt im Westen. In südwestlicher Richtung sind es 504 Kilometer nach Toronto, in südöstlicher Richtung 404 Kilometer nach Boston und in südlicher Richtung 533 Kilometer nach New York.

Topografie und Geologie

Der überwiegende Teil des Stadtgebiets befindet sich auf der Île de Montréal, der mit Abstand größten Insel im Hochelaga-Archipel. Die 499 km² große Insel, die annähernd die Form eines Bumerangs aufweist, ist 50 Kilometer lang und bis zu 16 Kilometer breit. Auf ihrer Süd- und Ostseite wird die Île de Montréal vom Sankt-Lorenz-Strom (frz. Fleuve Saint-Laurent) umflossen, einem der mächtigsten Flüsse Nordamerikas. Die westliche und nördliche Begrenzung bildet der Rivière des Prairies, einer von drei Mündungsarmen des Ottawa (frz. Rivière des Outaouais). Die großen Flüsse verbreitern sich an zwei Stellen zu Seen, der Ottawa im Westen zum Lac des Deux Montagnes, der Sankt-Lorenz-Strom im Süden zum Lac Saint-Louis. Eine weitere bedeutende Wasserstraße ist der 14,5 Kilometer lange Lachine-Kanal im Süden der Insel, der zur Umgehung der Lachine-Stromschnellen gebaut wurde. Der Sankt-Lorenz-Seeweg, der den Lachine-Kanal 1959 überflüssig machte, erstreckt sich knapp außerhalb der Stadtgrenze dem Sankt-Lorenz-Strom entlang.

Ein kleiner Teil des Stadtgebietes erstreckt sich über mehrere vorgelagerte Inseln. Die wichtigsten sind die Île Sainte-Hélène, die Île Notre-Dame und die Île des Sœurs im Osten sowie die Île Bizard im Westen. Knapp außerhalb der Stadtgrenzen befinden sich unter anderem die Île Jésus im Nordwesten sowie die Île Sainte-Thérèse und die Îles de Boucherville im Nordosten. Auf dem Festland besitzt Montreal keine Gebiete.

Im Zentrum der ansonsten überwiegend flachen Île de Montréal ragt der Mont Royal auf, ein aus vulkanischem Gabbrogestein bestehender Hügelzug mit drei Gipfeln auf einer Höhe von 233, 211 und 201 Metern. Der westlichste der Montérégie-Hügel entstand in der Kreidezeit vor rund 125 Millionen Jahren durch Intrusion von magmatischem Gestein und Hornfels. Durch Erosion wurden die umliegenden, bis zu zwei Kilometer dicken Schichten aus Sedimentgesteinen im Laufe der Jahrmillionen abgetragen. Westlich und nördlich des Mont Royal lagerten sich auf dem Grund von Urmeeren mächtige Kalksteinschichten ab. Diese wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut und überwiegend für den Häuserbau verwendet. Ansonsten herrscht Geschiebemergel vor, den vorstoßende und zurückweichende Gletscher während der Wisconsin Glaciation ablagerten. In der Schlussphase der Kaltzeit, vor rund 13.000 bis 10.000 Jahren, lag das Sankt-Lorenz-Tal unter dem Meeresspiegel im Champlainmeer. Dieser seichte Meeresarm des Atlantiks verschwand allmählich aufgrund der postglazialen Landhebung.

Nachbargemeinden

Das Stadtgebiet ist zu mehr als drei Vierteln von Wasserflächen umgeben. Nachbargemeinden im Südwesten der Île de Montréal sind Dollard-Des Ormeaux, Dorval, Kirkland, Sainte-Anne-de-Bellevue und Senneville. Innerhalb des Stadtgebietes gibt es sechs Enklaven. Es sind dies die Gemeinden Côte-Saint-Luc, Hampstead, Montréal-Est, Montréal-Ouest, Mont-Royal und Westmount.

Im Nordwesten, auf der anderen Seite des Rivière des Prairies auf der Île Jésus, liegt die Stadt Laval, im Norden die Gemeinde Charlemagne. Westlich der Île Bizard, am gegenüberliegenden Ufer des Lac des Deux Montagnes, liegen Deux-Montagnes, Sainte-Marthe-sur-le-Lac und Pointe-Calumet. Im Osten und Süden, entlang dem Sankt-Lorenz-Strom, reihen sich folgende Gemeinden aneinander: Varennes, Boucherville, Longueuil, Saint-Lambert, Brossard, La Prairie, Candiac, Sainte-Catherine und Kahnawake (ein Reservat der Mohawk).

Geschichte

Herkunft des Namens

Der Name der Stadt Montreal leitet sich vom Mont Royal (französisch: „königlicher Berg“) ab. Namensgeber war Jacques Cartier, der 1535 den markanten Hügelzug auf der Insel entdeckte und ihn zu Ehren von König François I. benannte. Als der venezianische Kartograf Giacomo Gastaldi 1556 für die von Giovan Battista Ramusio herausgegebene Buchreihe Navigationi et Viaggi eine auf Cartiers Aufzeichnungen basierende Karte anfertigte, gab er dem Hügelzug die Bezeichnung Monte Real. François de Belleforest verwendete in La Cosmographie universelle de tout le monde, seiner 1575 erschienenen Kosmografie, als erster die davon abgeleitete Namensform Montréal. Nach Erscheinen einer 1612 von Samuel de Champlain angefertigten Karte übertrug sich der Name auf die gesamte Insel. Die 1642 gegründete erste französische Siedlung auf der Insel hieß Ville-Marie. Dieser Name wurde allmählich durch Montréal verdrängt und fiel in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts außer Gebrauch.

Nach Ende der französischen Herrschaft 1760 behielt die Stadt ihren Namen bei, die englische Schreibweise kommt jedoch ohne Akut aus. Die Stadtbewohner werden auf Englisch als Montrealers bezeichnet, auf Französisch als Montréalais (maskulin) bzw. Montréalaises (feminin), wobei ursprünglich die Form Montréalistes geläufig war. In den irokesischen Sprachen heißt die Stadt Tiohtià:ke, in den Algonkin-Sprachen Moniang. Der ursprüngliche Stadtname wird heute für den zentralen Bezirk Ville-Marie verwendet.

Frühgeschichte und Entdeckung

Die frühesten Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen auf dem Gebiet der heutigen Provinz Québec sind rund zehn Jahrtausende alt. Bereits um 5000 v. Chr. lassen sich die Schwerpunkte der kulturellen Entwicklung an den Großen Seen und am Sankt-Lorenz-Strom fassen (Proto-Laurentian). Daraus entwickelte sich eine weiträumige Regionalkultur, die als Middle Great Lakes-St. Lawrence-Kultur bezeichnet wird. Die ältesten Spuren auf dem Gebiet von Montreal stammen aus der Zeit um 2000 v. Chr. Zwischen 1000 v. und 500 n. Chr. spricht man von der Frühen Woodland-Periode, die durch Tongefäße und den Gebrauch von Pfeil und Bogen gekennzeichnet ist. Der Anbau von Kürbissen prägte zunehmend die Kultur und ermöglichte eine sesshaftere Lebensweise von Gruppen, die als Vorgänger von Algonkin und Irokesen gelten. Im Stadtteil Lachine kamen 2009 an der Fundstelle LeBer-LeMoyne rund 32.000 Artefakte zum Vorschein, die auf zwei Siedlungsphasen hinweisen. Die ältere dauerte von etwa 500 bis 1200, die jüngere setzte zwischen 1200 und 1350 ein. Im Jahr 2010 gab es auf dem Stadtgebiet Montreals insgesamt 125 archäologische Fundstellen, die vom Bureau du patrimoine betreut werden.

Entlang dem Sankt-Lorenz-Strom siedelten die Sankt-Lorenz-Irokesen, die zusammen mit den Huronen und den Irokesen einer gemeinsamen Sprachfamilie angehörten. Um 1000 begannen sie verstärkt von Gartenwirtschaft zu leben, vor allem von Kürbis, Mais und Bohnen. Sie erbauten mit Palisaden befestigte und von Feldern umgebene Dörfer, von denen einige über tausend Einwohner zählten. Dabei bevorzugten sie erhöhte Standorte, um vor Überschwemmungen geschützt zu sein. Ließ die Fruchtbarkeit der Böden nach, so zerlegten sie ihre aus Langhäusern bestehenden Dörfer und bauten sie an einem anderen Standort wieder auf. Südwestlich von Montreal wird ein Dorf der Sankt-Lorenz-Irokesen ausgegrabe…

Text entnommen ausWikipedia - Montreal unter demCC-BY-SA-3.0 auf30 Juli 2021

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