Obelisk

Ein Obelisk (Plural Obelisken; über von , dem Deminutiv von ) ist ein freistehender hoher, nach oben verjüngter, in ursprünglicher Herstellungsart monolithischer Steinpfeiler (Stele), der eine pyramidenförmige Spitze hat, das Pyramidion. Das ägyptische Wort für solche Pfeiler ist tehen.

Ägyptische Obelisken

Der Obelisk stellte im Alten Ägypten, wie die Pyramide, die steingewordenen Strahlen des Sonnengottes dar und war die Verbindung zwischen der hiesigen und der Götterwelt. Obelisken standen in der Regel paarweise vor Pyramiden oder Tempeln.

Zunächst wurden Obelisken vor dem Tempel des Sonnengottes Re in Heliopolis, dem alten On, aufgestellt. Im Alten Reich waren Obelisken zunächst schmucklos glatt — lediglich die pyramidenförmige Spitze war vergoldet bzw. mit Elektron überzogen und spiegelte so den Glanz der Sonne und damit die Macht des Sonnengottes wider. Ihr Schattenumlauf war Anzeiger und Zeichen für die tägliche Umfahrt des Re auf der Sonnenbarke von Osten nach Westen (nachts zurück durch die Unterwelt) und wurde von den Menschen beobachtet. Sein genau bestimmter Auf- und Untergang und der unbeeinflussbare Jahresablauf machten Re zum Sinnbild der Weltordnung, Hüter des Rechts und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Begleitet wird Re von seiner Tochter Maat, der Göttin der guten Ordnung, der Gerechtigkeit und der Wahrheit. Re löste den Urgott Atum ab und galt als Vater des Pharaos, der deshalb den Königstitel Sohn des Re trug. Daher wurden die Obelisken als Symbole des Sonnengottes, der göttlichen Weltordnung und der Verbindung Re-Pharao so wichtig, so verbreitet und wurden auch immer größer ausgeführt.

Mit der Verschmelzung Res mit dem ursprünglichen Fruchtbarkeitsgott Amun aus Theben zum Reichsgott Amun-Re stieg die Bedeutung und Verbreitung des baulichen Zeichens noch weiter. Im Neuen Reich wurden die Obelisken schließlich ganz mit Hieroglyphen beschriftet. Die größten Obelisken ließ die Pharaonin Hatschepsut (18. Dynastie) herstellen. Der bis heute im Amun-Tempel in Karnak bei Luxor stehende ist 32 m hoch. Seine Spitze war ebenfalls mit Elektron überzogen.

Das Gewicht eines großen Obelisken beträgt über 200 Tonnen; ein unvollendeter Obelisk in Assuan gilt als größter mit etwa 1100 Tonnen. Im alten Ägypten war das Ziehen und Aufrichten heiliger Pfeiler ein wichtiger Teil des rituellen Geschehens.

Die zunächst schmucklosen Obelisken erhielten später Inschriften. Die Anordnung der Hieroglyphen-Inschriften folgte dabei festen Regeln. Die Zeilen der Hieroglyphen sind nach rechts oder links orientiert. Die Menschen- und Tiersymbole der Schriftzeichen auf der Vorder- und Rückseite der paarig vor den Tempeln aufgestellten Obelisken blickten immer zu dem zwischen den beiden Tehen-Pfeilern verlaufenden Weg zum Tempeleingang, die auf den Seitenflächen zum Tempel. So kann noch heute bei den nach Rom, Paris oder Istanbul verbrachten Obelisken die ursprüngliche Orientierung zum Tempel bestimmt werden. Diese Anordnung von Bildsymbolen ist uralt, so blicken bereits die Tierfiguren von Stier, Fuchs oder Kranich auf den Längsseiten der T-förmigen Pfeiler der ältesten bekannten Tempelanlage in Göbekli Tepe auf den Weg, der ins Zentrum der jeweiligen Anlage führt.

Römische Kaiser brachten 13 Obelisken als Siegestrophäen aus Ägypten nach Rom. Einige wurden im frühen Mittelalter wegen ihres „heidnischen“ Ursprungs zerstört oder zerfielen.

Große altägyptische Obelisken stehen heute außer in Luxor (4) und Rom (13) noch je einer in Heliopolis, Kairo, Istanbul, Paris (Place de la Concorde), London (St. George’s Circus), New York (Central Park), Wimborne Minster (Kingston Lacy), Urbino, Florenz, München, Catania und Caesarea Maritima. Die Obelisken in London und New York, „Cleopatra’s Needles“ genannt, standen gemeinsam vor einem Tempel. Der seit 1836 in Paris aufgestellte Obelisk von Luxor ist 23 Meter hoch, wiegt 258 Tonnen und stand zuvor am Eingang des Luxor-Tempels.

Material

Bis zum Ende des Neuen Reiches wurden alle Obelisken aus dem typischen rötlichen Assuangranit in den Granitsteinbrüchen südöstlich von Assuan hergestellt. Dazu wurde ein Monolith in der erforderlichen Größe geschnitten und i. d. R. noch im Steinbruch in die Grobform gehauen. Anschließend konnte die Verschiffung über den Nil zum jeweiligen Zielort erfolgen.

Nach dem Niedergang des Alten Ägypten und dem Verlust ihrer ursprünglichen religiösen Bedeutung wurden Obelisken auch aus anderen Materialien gefertigt, zunächst aus anderen Natursteinsorten, in der Neuzeit sogar aus Metall. Die meisten neuzeitlichen Obelisken sind zudem keine Monolithen, sondern aus mehreren Teilen zusammengesetzt, oder sie bestehen aus Mauerwerk, das mit Naturstein verkleidet wurde.

Aufrichtungsverfahren

Einen großen Obelisken nur mit Menschenkraft, Pferden, Holz und Seilen aufzurichten, war selbst noch in der Renaissance kein leichtes Unterfangen. Dies verdeutlicht ein Kupferstich von 1743, der die Aufrichtung des Vatikanischen Obelisken auf dem Petersplatz in Rom am 10. September 1586 zeigt: mit 907 Menschen, 75 Pferden, 40 Spillen und Flaschenzügen sowie 5 großen Hebeln unter der Leitung von Domenico Fontana im Auftrag von Papst Sixtus V.

Die Ägypter hatten die Probleme von Herstellung, Transport und Aufrichtung unter ungeheurem Einsatz mit einfacheren Techniken gelöst. Ein Obelisk war jeweils an einem Stück aus dem Rosengranitelsen von Assuan zu schlagen. Dafür wurden mit Schlagwerkzeugen zunächst zwei begehbare Gräben von z. B. 32 Meter Länge in den Fels getrieben, ebenso zwei kurze an der künftigen Grundfläche und der Spitze.

Die Form perfektionierte man weitgehend schon vor Ort, um Gewicht beim Transport zu sparen. Am Grund der Gräben wurden seitliche Schlitze zur Mitte des teilfreigelegten Blocks vorgetrieben. Wie genau das Ablösen des Obelisken vom Felsuntergrund geschah, ist anhand der archäologischen Befunde nicht sicher zu klären. Vielleicht durch Holzkeile, die man mit Wasser begoss, so dass sie aufquollen. Oder man unterhöhlte den Obelisken komplett und mauerte nach und nach den Hohlraum mit Ziegelsteinen aus, um ein Absacken zu vermeiden. Nach dem Ablösen wurde der Block mit Hebeln angehoben und mit Holz unterfüttert. Dann wurde er weiter angehoben und wieder unterfüttert.

Am Block wurden Kufen angebracht, auf denen er mit Hilfe von vielen hundert Menschen, die großen mit weit über tausend Arbeitskräften, fortgezogen werden konnte. Die Hauptstrecke wurde auf einem großen Nilschiff zurückgelegt, von Assuan bis Heliopolis beträgt die Entfernung 1500 km. Am Aufstellungsort wurde der Obelisk auf den Kufen eine Sandaufschüttung hinauf gezogen oder gehebelt, deren Höhe über der Basis des vorgesehenen Ortes der halben Länge des Obelisken entsprach. Die Mitte des Obelisken wurde über dem Aufstellungspunkt platziert. Zusätzlich hatten die Arbeiter eine schräge Mauer errichtet, die vom Baugrund bis zur Obeliskenbasis reichend als Führung diente. Unter der Mitte des Obelisken lag quer ein sehr starker Rundbalken. Nun wurde der Sand unter der unteren Hälfte langsam weggegraben. So senkte sich die untere Hälfte des Obelisken ab auf sein Fundament und die obere hob sich am Drehpunkt in die Höhe. Wegen der Mauer konnte der Stein nicht wegrutschen. Der Sand wurde abgegraben bis der Obelisk ganz heruntergeglitten war und senkrecht stand. Anschließend wurden die Mauern, die ja eine bloße Montierhilfe waren, der Restsand und die Kufen entfernt.

Die Römer brachten, wie Sueton berichtet, erbeutete Obelisken mit hierfür verstärkten Schiffen nach Rom. Da sie auch die ägyptischen Steinbrüche weiterbetrieben und z. B. hunderte von Granitsäulen für die kaiserlichen Bauten mit bis zu 240 Tonnen Gewicht vom Mons Claudianus in der östlichen ägyptischen Wüste nach Rom transportierten, ist zu vermuten, dass sie sich auch der ägyptischen Techniken bedienten.

Außerägyptische Obelisken

Assyrische Obelisken

Die assyrischen Stelen haben im Unterschied zu den ägyptischen Obelisken keine pyramidenförmige Spitze, sondern einen gestuften Abschluss, dessen Form an eine Zikkurat erinnert. Sie zeigen neben Inschriften, über königliche Großtaten berichtend, detailreiche szenische Darstellungen im Flachrelief.

Die bekanntesten Stücke sind der fast drei Meter hohe Weiße Obelisk aus Ninive, der dem Assurnasirpal I. oder dem Assurnasirpal II. (883–859 v. Chr.) zugeordnet wird, und der knapp zwei Meter hohe Schwarze Obelisk des Salmanassar III. (859–824 v. Chr.) aus Nimrud. Beide sind aus Kalkstein gefertigt, tragen akkadische Inschriften in Keilschrift und allseits umlaufend Reihen von Reliefs. Auf den Reliefreihen des älteren hellen Kalksteins werden in acht Registern Schlacht- und Jagdszenen, Gastmähler und Kulthandlungen dargestellt.

Auch der nur fragmentarisch erhaltene, nach dem Assyriologen Hormuzd Rassam benannte Rassam-Obelisk kann aufgrund seiner Inschrift dem Assurnasirpal II. zugeschrieben werden. Als deutlich älter gilt ein Zerbrochener Obelisk genanntes Fragment, in dessen Nähe eine dem Aššur-bel-kala (1073–1056 v. Chr.) zugeordnete Statue gefunden wurde und das damit noch auf die mittelassyrische Zeit datiert wird.

Der neuassyrische Schwarze Obelisk ist besser erhalten. Auf dem dunklen Kalkstein finden sich insgesamt zwanzig Reliefs, angeordnet in fünf Reihen mit je vier Tafeln ringsum. Ein jedes Band zeigt Szenen der Tributübergabe seitens eines dominierten Nachbarvolks, erläutert durch Beischriften. Besonderes historisches Interesse hat die zweitobere Reihe gefunden, die Unterwerfung eines israelitischen Königs darstellend (siehe Abbildung).

Obelisken von Aksum

Die zu Beginn des 1. Jahrtausends n. Chr. errichteten Stelen in der äthiopischen Stadt Aksum werden manchmal ebenfalls Obelisken genannt, obgleich ihr Abschluss nicht pyramidenförmig ist. Eine, der sogenannte Obelisk von Axum, ist eine 24 Meter hohe Granitstele, die – als Beute aus dem Abessinienkrieg unter Mussolini 1937 vor dem italienischen Kolonialministerium aufgestellt – zwischenzeitlich fast sieben …

Text entnommen ausWikipedia - Obelisk unter demCC-BY-SA-3.0 auf29 Juli 2021
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