Werchowna Rada

Verkhovna Rada

Verkhovna Rada

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Die Werchowna Rada ( „Oberster Rat“, , vor 1991 auch „Oberster Sowjet“) ist nach der Verfassung der Ukraine das einzige gesetzgebende Organ (Parlament) im Einkammersystem der Ukraine. Parlamentspräsident ist seit dem 29. August 2019 Dmytro Rasumkow (Sluha narodu). Versammlungsort der Werchowna Rada ist das gleichnamige, 1939 fertiggestellte Parlamentsgebäude in Kiew. Die seit 1938 bestehende Werchowna Rada hat gesetzlich 450 Sitze, von denen derzeit 27 permanent vakant sind. Dies sind die Sitze, die die Bevölkerung der Krim, sowie Teile der Oblaste Donezk und Luhansk repräsentieren sollen, diese Gebiete sind durch die Krimkrise und den Krieg in der Ukraine seit 2014 derzeit jedoch de facto nicht unter ukrainischer Kontrolle, sodass Wahlen zur Werchowna Rada dort nicht stattfinden können.

Aufgaben

Die Werchowna Rada ist einziges gesetzgebendes Organ und steht als solches der durch den Präsidenten und das Ministerkabinett verkörperten Exekutive gegenüber. Die Aufgaben richten sich vorwiegend nach den Artikeln 85 und 92 der Verfassung. Zu diesen zählen:

  • die Gesetzgebung,
  • der Beschluss über Verfassungsänderungen,
  • Beschluss des Staatshaushalts,
  • Beschluss zum Abhalten eines Referendums,
  • Zustimmung zur Ernennung des Ministerpräsidenten und der übrigen vom Präsidenten ernannten Beamten, sowie und Misstrauensanträge gegen diese,
  • Beschluss über die Rahmenbedingungen der Innen- und Außenpolitik von Ministerkabinett und Präsident,
  • Aufstellung der Streitkräfte der Ukraine,
  • Beschluss über den Kriegsfall und Kriegserklärungen,
  • parlamentarische Kontrolle des Präsidenten und des Ministerkabinetts,
  • Auflösung der Werchowna Rada der Autonomen Republik Krim, sofern dies durch das Verfassungsgericht der Ukraine wegen verfassungswidrigem Verhalten bestimmt wurde,
  • die Amtsenthebung des Präsidenten.

Anders als in parlamentarischen Systemen kann die Werchowna Rada selbst nicht unmittelbar die Regierung oder das Staatsoberhaupt aus dem Amt heben, hierzu bedarf es wenigstens eines anderen Verfassungsorgans (Verfassungsgericht im Falle des Präsidenten, der Präsident im Falle des Ministerpräsidenten und der Ministerpräsident im Falle der übrigen Minister). Im Unterschied zum reinen präsidentiellen System hat sie aber immerhin ein Initiativrecht hinsichtlich dieser Amtsenthebungen.

Arbeitsweise

Die Abgeordneten der Werchowna Rada können sich freiwillig zu Fraktionen zusammenschließen. Die Mindestgröße einer Fraktion beträgt 25 Abgeordnete. Die Bildung der Fraktionen ist unabhängig von der Parteizugehörigkeit des Mandatsträgers.

Parlamentspräsident

Die Werchowna Rada wird vom Parlamentspräsidenten ( „Kopf, Vorsitzender“, inoffiziell „Sprecher“) geleitet und nach außen vertreten. Dieser, sowie zwei Stellvertreter, werden aus der Mitte der Abgeordneten von den Abgeordneten für die Legislaturperiode gewählt, können aber jederzeit durch Neuwahl ersetzt werden. Er bereitet die Sitzungen vor und erhält die Hausordnung aufrecht.

Liste der Parlamentspräsidenten

Präsidenten der Werchowna Rada seit der Unabhängigkeit 1991 waren bislang:

NameName in kyrillischer SchriftBeginn der AmtszeitEnde der AmtszeitPartei
1Leonid KrawtschukЛеонід Кравчук23. Juli 19905. Dezember 1991KPU
2Iwan PljuschtschІван Плющ5. Dezember 199111. Mai 1994parteilos
3Oleksandr MorosОлександр Мороз18. Mai 19947. Juli 1998SPU
4Oleksandr TkatschenkoОлександр Ткаченко7. Juli 199821. Januar 2000KPU
(2)Iwan PljuschtschІван Плющ1. Februar 200014. Mai 2002VDP
5Wolodymyr LytwynВолодимир Литвин28. Mai 20026. Juli 2006FVU
(3)Oleksandr MorosОлександр Мороз6. Juli 20064. Dezember 2007SPU
6Arsenij JazenjukАрсеній Яценюк4. Dezember 200712. November 2008BJuT
Oleksandr Lawrynowytsch (kommissarisch)Олександр Лавринович12. November 20089. Dezember 2008parteilos
(5)Wolodymyr LytwynВолодимир Литвин9. Dezember 200812. Dezember 2012VP (BL)
7Wolodymyr RybakВолодимир Рибак13. Dezember 201222. Februar 2014PR
8Oleksandr TurtschynowОлександр Турчинов22. Februar 201427. November 2014AVV
9Wolodymyr HrojsmanВолодимир Гройсман27. November 201414. April 2016BPP
10Andrij ParubijАндрій Парубій14. April 201629. August 2019VF
11Dmytro RasumkowДмитро Разумков29. August 2019amtierendSluha narodu

Leonid Krawtschuk „erbte“ als Vorsitzender des Obersten Sowjets der Ukrainischen SSR das Amt im August 1991 (Unabhängigkeitserklärung) und übte dieses bis zur ersten Präsidentschaftswahl im Dezember 1991, welche er für sich entschied, aus.

Sitzungen

Der Alterspräsident der Werchowna Rada lädt zur konstituierenden Sitzung nach der Wahl einer neuen Werchowna Rada. Diese gilt als zustande gekommen, wenn mindestens zwei Drittel ihrer gesetzlichen Mitglieder gewählt wurden. Anschließend wird der Präsident der Werchowna Rada gewählt, welcher sodann die Leitung übernimmt. Die Werchowna Rada tritt verfassungsgemäß am ersten Dienstag im Februar und September eines Jahres zu einer ordentlichen Sitzung zusammen. Dazwischen beruft der Parlamentspräsident auf Antrag eines Drittels der Parlamentsmitglieder oder des Präsidenten der Ukraine unter Angabe der Tagesordnung außerordentliche Sitzungen ein. Das Parlament tagt grundsätzlich öffentlich, kann mit absoluter Mehrheit seiner Mitglieder die Öffentlichkeit aber ausschließen. Es richtet Ausschüsse/Kommissionen für die Ausarbeitung von Beschlüssen und Vorlagen ein. Entscheidungen dürfen aber nur durch das Plenum, mit der Mehrheit ihrer gesetzlichen Mitglieder und durch die Abgeordneten persönlich getroffen werden. Das Parlament bleibt solange bestehen, bis ein neu gewähltes zur ersten Sitzung zusammengetreten ist. Die vorzeitige Auflösung durch den Präsidenten der Ukraine ist nur im Ausnahmefall zulässig, jedoch nicht während des ersten halben Jahres nach dessen Wahl. Initiativrecht für Gesetzesvorlagen haben der Präsident der Ukraine, jeder Abgeordnete, das Ministerkabinett und die Nationalbank der Ukraine.

Tumulte und Schlägereien

Im Parlament der Ukraine ist es bereits mehrfach, vor allem bei wichtigen Abstimmungen, zu Tumulten und zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen den Abgeordneten verfeindeter Parteien gekommen. Bereits im Dezember 2003 hatte eine Abstimmung zur Änderung der ukrainischen Verfassung zu tumultartigen Szenen geführt. Am 27. April 2010 kam es während der Ratifizierung des Flotten- und Gasabkommens mit Russland erneut zu tätlichen Auseinandersetzungen und im Dezember 2010 kam es nach der Verhaftung der Politikerin Julija Tymoschenko wieder zu Schlägereien zwischen Abgeordneten.''Schlägerei im ukrainischen Parlament''

Die Presse vom 16. Dezember 2010.

Im Mai 2012 und März 2013 führten dann Debatten über die Stärkung der Rolle der russischen Sprache zu Prügeleien im Parlament. Am 16. Januar 2014 kam es im Parlament, vor dem Hintergrund der Verabschiedung von Gesetzen, die u. a. die Versammlungsfreiheit einschränken, erneut zu Schlägereien unter den Abgeordneten.

Wahlsystem

Die Abgeordneten (Deputierten) werden der Verfassung nach in freien, allgemeinen, gleichen, unmittelbar und geheimen Wahlen durch das ukrainische Staatsvolk, d. h. alle Staatsangehörigen der Ukraine ohne Ansehung ihrer Nationalität, für eine Wahlperiode von 5 Jahren gewählt. Wahlberechtigt ist dabei jede Person, die das 18. Lebensjahr vollendet hat und ihren Wohnsitz in der Ukraine hat. Staatsangehörige im Ausland können sich über die zuständige diplomatische Vertretung im Gastland als Wähler registrieren lassen. Das Wahlrecht verliert, wer durch ein Gericht für geschäftsunfähig erklärt wurde. Wählbar ist, wer wahlberechtigt ist, zum Wahltag das 21. Lebensjahr vollendet hat und seit mindestens 5 Jahren im Staatsgebiet der Ukraine lebt. Ausgeschlossen hiervon ist, wer rechtskräftig wegen einer Straftat verurteilt wurde. Das Wahlsystem ist seit 2011 eine Mischung aus Verhältnis- und Mehrheitswahlsystem mit 225 Direktmandaten und ebenso vielen Listenkandidaten. Es handelt sich jedoch im Gegensatz zu dem System Deutschlands, um ein Grabenwahlsystem, d. h., es findet keine Verrechnung zwischen Listen- und Direktmandaten statt. Die Direktmandate werden in 225 Wahlkreisen im gesamten Staatsgebiet durch Mehrheitsentscheid bestimmt, für die Listenkandidaten bildet die gesamte Ukraine einen Wahlkreis. Es besteht eine Sperrklausel von 5 % für die Direktmandate und insgesamt von 3 % für jeden Block oder Partei, um überhaupt Sitze zu erhalten.

Zusammensetzung

Das ukrainische Parlament befindet sich seit der Wahl vom 21. Juli 2019 in der IX. Legislaturperiode und setzt sich folgendermaßen zusammen:

Partei oder BündnisAusrichtungParteivorsitzFraktionsvorsitzSitze

Diener des Volkes

Слуга народу

sozial-liberal, populistisch, pro-europäischDmytro RazumkovDavid Arachamia254

Oppositionsplattform - Für das Leben

Опозиційна платформа — За життя

zentristisch, sozialdemokratisch, pro-russisch, EU-skeptisch

Wiktor Medwedtschuk

Wadym Rabinowytsch

Jurij Boiko

Serhij Ljowotschkin

Wadym Rabinowytsch

Jurij Boiko

43
Allukrainische Vereinigung „Vaterland“ (AVV)
Всеукраїнське об'єднання «Батьківщина»
liberal-konservativ, pro-europäischJulija TymoschenkoJulija Tymoschenko26

Europäische Solidarität

Європейська Солідарність

liberal-konservativ, pro-europäischPetro Poroschenko25

Stimme

Голос

liberal, E-Demokratie, pro-europäischJulija Klymenko20
Sonstige
10
Unabhängige46
vakant26
Gesamt450

Geschichte

Die erste Sitzung der Werchowna Rada der Ukrainischen SSR fand 1938 statt. Am 24. August 1991 um 18:00 Uhr, drei Tage nach dem gescheiterten Augustputsch in Moskau, erklärte das Parlament die Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion.

Unter dem autoritären Regime des Präsidenten Leonid Kutschma führte das Parlament eher ein Schattendasein. Dies änderte sich mit den Präsidentschaftswahlen 2004, in deren Folge dem Parlament und dem von ihm gewählten Ministerpräsidenten durch eine Verfassungsänderung mehr Kompetenzen zugebilligt wurden. Die Ukraine wurde so von einer präsidialen zu einer semipräsidentiellen Republik.

Der Machtkampf zwischen westlich bzw. nach Russland orientierten Kräften wurde nun im Parlament und nach den Wahlen 2006 zwischen Parlamentsmehrheit und Präsident ausgetragen.

Nach d…

Text entnommen ausWikipedia - Werchowna Rada unter demCC-BY-SA-3.0 auf29 Juli 2021

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