TadschikistanTadschikistan

Karakol compound

Karakol compound

Tadschikistan [taˈd͜ʒiːkɪsta] (, amtlich Republik Tadschikistan, tadschikisch ) ist ein 143.100 km² großer Binnenstaat in Zentralasien mit 9,1 Millionen Einwohnern. Er grenzt im Norden an Kirgisistan, im Osten an China, im Süden an Afghanistan und im Westen an Usbekistan.

Hauptstadt und mit rund 780.000 Einwohnern größte Stadt der ehemaligen Sowjetrepublik ist Duschanbe. Weitere wichtige Städte des islamisch geprägten und autoritär regierten Landes sind Chudschand, Kulob und Qurghonteppa.

Geographie

Geologie

Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland, das an Usbekistan, Kirgisistan, die Volksrepublik China und Afghanistan grenzt. Mehr als zwei Drittel der Fläche sind Hochgebirge. Fast die Hälfte des Staatsgebietes liegt auf einer Höhe von und höher. Der Osten des Landes wird vom Pamir-Gebirge und dem größten Teil des Pamir-Hochlandes geprägt. Dort befindet sich auch der höchste Berg des Landes, der 7495 m hohe Pik Ismoil Somoni (früher Pik Kommunismus). Im Norden des Landes erstreckt sich die Gebirgskette des Alai. Südlich der Serafschankette liegt im Westen das Fan-Gebirge. Nur im äußersten Norden besitzt Tadschikistan mit einem Teil des Ferghanatals Tiefland, das durch den größten Fluss des Landes, den Syrdarja, bewässert wird und intensiv ackerbaulich genutzt werden kann. Im größten Teil des Landes ist wegen der Höhenlage und des Reliefs nur extensive Viehzucht möglich. Der größte See ist der Karakul (380 km²) im Osten des Landes; weitere große Seen sind der Saressee (≈ 80 km²) und der Zorkulsee 38,9 km². Der größte Stausee ist der Kairakkum-Stausee (520 km²) am Syrdarja. Insgesamt verfügt Tadschikistan über mehr als 60 Prozent der zentralasiatischen Wasserressourcen in fester und flüssiger Form.

Bevölkerung

Zusammensetzung und Entwicklung

Mit 84,3 % Bevölkerungsanteil (2010) bilden die Tadschiken, ein iranisches Volk, die Mehrheit. Etwa 13,8 % der Bevölkerung sind Usbeken und etwa 0,8 % Kirgisen. Weitere Minderheiten sind Russen (0,5 %), Tataren, Ukrainer, Deutsche und andere. Nach seinem Austritt aus der Sowjetunion und im Verlauf des anschließenden Bürgerkriegs haben viele Nicht-Tadschiken das Land verlassen. Lebten 1989 noch fast 400.000 Russen in Tadschikistan, so waren es 2005 noch knapp 140.000. Viele Bucharische Juden und Aschkenasen (1989 noch etwa 15.000 Menschen) verließen das Land, so dass sich die Gesamtzahl der Juden Tadschikistans auf rund 1000 reduzierte. Ein Teil der Auswanderer wurde 1992 in einer wenig bekannten Luftbrücke nach Israel ausgeflogen. Der Anteil der Tadschiken stieg von 62 % im Jahr 1989 auf fast 80 % im Jahr 2000.

Die Geburtenrate betrug 2016 2,7 Kinder pro Frau. 32,5 % der Bevölkerung waren unter 15 Jahre alt. Tadschikistan hat eine der jüngsten und am schnellsten wachsenden Bevölkerungen in Asien.

JahrEinwohnerzahl
19501.532.000
19602.087.000
19702.930.000
19803.905.000
19905.284.000
20006.216.000
20107.642.000
20178.921.000

Quelle: UN

Religionen

Die Einwohner Tadschikistans sind zu über 90 % Anhänger des Islam, vorwiegend sunnitisch. Lediglich im Osten gibt es einige Anhänger des schiitischen Islam, vor allem Ismailiten. Daneben leben auch ungefähr 230.000 (3,1 %) Christen im Land (Russisch-Orthodoxe, Evangeliumschristen-Baptisten, Tadschikische Katholiken, Siebenten-Tags-Adventisten, Koreanische Protestanten, Tadschikische Lutheraner sowie Zeugen Jehovas). Die Siebenten-Tags-Adventisten und vor allem die Baptisten zeichnen sich durch beständige Missionierung und durch Katastrophenhilfen aus. Außerdem leben in Tadschikistan noch Bahais, Zoroastrier, Anhänger von Hare Krishna und Juden (0,014 %), darunter sowohl Aschkenasim als auch Bucharische Juden.

Dass oppositionelle Islamisten die Errichtung eines islamischen Gottesstaates anstreben, dient der Regierung als Vorwand, um seit 2007 Moscheen zu schließen. Im selben Jahr verbot das Kulturministerium die Zeugen Jehovas wegen ihrer Wehrdienstverweigerung (es gibt in Tadschikistan keinen zivilen Ersatzdienst) und ihrer öffentlichen Missionstätigkeit.

2009 trat ein neues, restriktives Religionsgesetz in Kraft. Gemäß diesem „Gesetz über die Gewissensfreiheit und religiöse Vereinigungen“ ist jede religiöse Betätigung ohne staatliche Registrierung verboten. Alle bestehenden Religionsgemeinschaften mussten um neue Registrierung ansuchen. Mangels erfolgter Registrierung ist derzeit die Tätigkeit zahlreicher Moscheen, der einzigen Synagoge des Landes und einiger protestantischer Gruppen wie der Baptisten verboten, Gotteshäuser wurden vom Staat konfisziert.

2011 wurde ein neues Gesetz beschlossen, das Minderjährigen jegliche Teilnahme an Gottesdiensten, religiösen Veranstaltungen und Religionsunterricht nichtregistrierter Glaubensgemeinschaften verbietet. Eltern, die ihren Kindern trotzdem religiöse Werte und Überzeugungen zu vermitteln versuchen, werden mit mehrjährigen Haftstrafen bedroht.

Sprache

Vor allem in den Städten werden zwei oder mehr Sprachen gesprochen. Die primäre Amtssprache in Tadschikistan ist das Tadschikische, das als Dialekt der persischen Sprache klassifiziert wird. Die offizielle Bezeichnung lautet „Tādschīkī“ (Tadschikisch), umgangssprachlich wird auch die Bezeichnung „Persisch“ („Fārsī“) verwendet und entspricht somit dem arabo-persisch geschriebenen „Darī“ der Tadschiken in Afghanistan. Im Unterschied zu der im Iran und in Afghanistan verwendeten Standardvarietät verwendet das Tadschikische seit den 1920er Jahren die kyrillische Schrift statt des persischen Alphabets.

Eine wichtige Umgangssprache ist Russisch, in Tadschikistan die Sprache der internationalen Politik und Wirtschaft sowie Pflichtfach an Schulen. Im Jahr 2011 erhielt Russisch wieder eine offizielle Stellung. Es wurde in der tadschikischen Verfassung offiziell als Sprache der „interethnischen Kommunikation“ festgelegt. 25 % der Einwohner sprechen fließend Russisch, 60 % mäßig und 15 % schlecht oder gar nicht. Ebenfalls eine gewisse Rolle spielt die usbekische Sprache aufgrund der großen usbekischen Minderheit im Land. In den Seitentälern des Pjandsch und im Pamir existieren noch viele kleine iranische Sprachen, wie z. B. Jaghnobi.

Die Zahl der Sprecher anderer Fremdsprachen (Deutsch, Türkisch, Französisch und Englisch) ist mit 1,5 bis 2 % sehr gering.

Deutsche Minderheit

In Tadschikistan lebt auch heute noch eine kleine Minderheit von Deutschstämmigen. Ihre Zahl ist jedoch stark zurückgegangen, insbesondere nach dem Zerfall der Sowjetunion.

JahrAnzahl
197939.000
198920.000
2006ca. 1700

Heute gehören deutschstämmige Menschen zur ärmsten Bevölkerungsschicht in Tadschikistan. Sie leben inzwischen weniger in eigenen Dörfern (z. B. Thälmann, nach Ernst Thälmann) in der Provinz Chatlon als vielmehr in der Hauptstadt Duschanbe. Ehemalige deutsche Siedlungen wie die in den 1940er Jahren von Deutschen in der Provinz Sughd gegründete Stadt Taboschar werden heute von Tadschiken bewohnt. Die deutsch-tadschikische Stiftung „Wiedergeburt“ hat den Erhalt von deutschen Gotteshäusern und Friedhöfen zum Ziel. Vor einigen Jahren veranstaltete die deutsche Botschaft in Duschanbe eine Weihnachtsfeier für die deutschstämmige Bevölkerung.

Gesundheit

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach das zuvor gut ausgebaute Gesundheitswesen zusammen, dies auch durch den Wegzug eines Teils der russischstämmigen Bevölkerung. Die Aus- und Fortbildung musste weniger spezialisiert neu aufgebaut werden.

Ärzte haben oft kaum ein Einkommen und gehen teils Nebenerwerben nach. Die Konsultation bei einem Dorfarzt in Tadschikistan ist im Prinzip zwar kostenlos, diese beinhaltet jedoch keinerlei Arzneimittel oder weitergehenden Untersuchungen, welche sich die Bewohner oft nicht leisten können.

2004 betrugen die öffentlichen Gesundheitsausgaben 1 % des BIP. In den frühen 2000er Jahren waren etwa 200 Ärzte pro 100 000 Einwohner vorhanden. 2005 lag die Säuglingssterblichkeit bei 5,9 % der Lebendgeburten.

2010 kam es zu einem vermehrten Auftreten von schlaffen Lähmungen (Kinderlähmung), bis Ende Juni 2010 wurden 643 Fälle gemeldet. In 334 Fällen konnte das Poliowildvirus Typ 1 (WPV Typ 1) nachgewiesen werden, darunter 14 Todesfälle. Es handelt sich hierbei um 75 % der Poliomyelitis-Fälle weltweit für 2010. Tadschikistan war bislang von der WHO als poliofrei deklariert. In Tadschikistan wurde eine großangelegte Impfaktion durchgeführt, auch in den benachbarten Ländern Afghanistan und Usbekistan wurden Impfkampagnen gestartet. Die Ernährungslage in Tadschikistan gilt als unsicher, und laut WHO sind 33,3 % der Bevölkerung unterernährt.

Die Lebenserwartung war nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gesunken

Entwicklung der Lebenserwartung

ZeitraumLebenserwartungZeitraumLebenserwartung
1950–195553,11985–199064,1
1955–196055,11990–199562,3
1960–196557,21995–200064,5
1965–197059,32000–200566,4
1970–197560,82005–201068,7
1975–198062,12010–201570,4
1980–198563,2

Quelle: UN

Geschichte

Für den Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit und vom Nomadentum zu einer sesshaften Ackerbaukultur steht in Tadschikistan beispielhaft die proto-urbane Siedlung Sarasm, die von etwa 3500 v. Chr. bis 2000 v. Chr. existierte. In dieser Zeit entwickelte sich Sarasm zu einem der größten Zentren für die Verarbeitung von Zinn und Kupfer in Zentralasien und für den Fernhandel mit Metallen bis nach Mesopotamien und ins Indus-Tal.

Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. war das Gebiet Tadschikistans abwechselnd unter der Herrschaft der Perser und Saken, ab etwa 330 v. Chr. gehörte es zum Reich Alexanders des Großen. Im 8. Jahrhundert erreichte der Islam die Region. Während des Mittelalters gehörte Tadschikistan zum Kaiserreich Persien. 1868 wurde Tadschikistan Kolonie Russlands, 1924 entstand die der Usbekischen SSR unterstellte Tadschikische ASSR, die 1929 – erweitert um die Region um Chodschent – zur Tadschikischen Sozialistischen Sowjetrepublik erhoben wurde. 1924, unter sowjetischer Verwaltung, wurde das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt.

1991 erklärte sich Tadschikistan für unabhängig. Das Frauenwahlrecht wurde bestätigt. Der Staat versank…

Text entnommen ausWikipedia - Tadschikistan unter demCC-BY-SA-3.0 auf30 Juli 2021

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