TschadTschad

N'Djamena Street Portrait

N'Djamena Street Portrait

Die Republik Tschad [tʃat, tʃaːt] (, [tʃad]) ist ein Binnenstaat in Zentralafrika. Sie grenzt im Norden an Libyen, im Osten an den Sudan, im Süden an die Zentralafrikanische Republik und im Westen an Niger, Nigeria und Kamerun. Das Land, dessen Norden Teil der Wüste Sahara ist, ist relativ dünn besiedelt. Neben der größten Stadt des Landes, der Hauptstadt N’Djamena, sind Moundou, Abéché und Sarh größere Städte des Landes.

Der weitüberwiegende Teil der Bewohner arbeitet in der Landwirtschaft. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt trotz der Öleinnahmen des Landes unterhalb der Armutsgrenze. Seit mehr als 20 Jahren ist der Index der menschlichen Entwicklung des Landes einer der niedrigsten der Welt.

Die ehemalige französische Kolonie ist eine präsidentielle Republik. Staats- und Regierungschef Präsident Idriss Déby war seit 1990 bis zu seinem Tod 2021 an der Macht. Nach mehreren politischen Indizes ist der Staat autoritär regiert, unfrei und eines der korruptesten Länder der Welt. Der Fund for Peace sieht aufgrund seines Fragile States Index „großen Alarm“ für die Stabilität des Landes.

Landesname

Der Landesname „Tschad“ kann im Deutschen sowohl im sächlichen grammatischen Geschlecht („das heutige Tschad“, „in, nach Tschad“) als auch im männlichen Genus („der Tschad, im Tschad“) gebraucht werden. Laut Duden kann für den Staat Tschad wahlweise ein Artikel verwendet werden oder nicht. Der Gebrauch des Staatsnamens im männlichen Geschlecht überwiegt im allgemeinen Sprachgebrauch. Die Staatsangehörigen werden im Deutschen Tschader bzw. Tschaderin genannt.

Geographie

Der Tschad schließt den östlichen Teil des Tschadbeckens mit dem größten Teil des Tschadsees ein. Das Becken (inkl. des Sees) nimmt 90 % der Landesfläche ein. Über das Tschadbecken erheben sich im Osten das Hochland von Ennedi (1450 m) und das Wadai-Massiv (1320 m), im Norden erhebt sich das vulkanische Gebirge des Tibesti (3415 m Emi Koussi, höchster Punkt in der Sahara) und das Plateau Erdi-Ma. Im nördlichen Zentrum des Landes liegt der niedrigste Punkt des Landes, die Bodélé-Depression.

Hydrologie

Das Land ist hydrologisch vom Tschadbecken dominiert. Abgesehen von kleineren Bereichen im Norden und Nordosten sowie einem kleinen Stück im äußersten Südwesten, fließt aller Niederschlag des Landes dem Tschadsee im Südwesten des Landes zu. Da die nördliche Hälfte Wüstenklima hat, befinden sich alle regelmäßig wasserführenden Gewässerläufe im Süden des Landes. Sie sind im Wesentlichen von der Hydrologie der Zentralafrikanischen Republik und den größten Flüsse des Landes, dem Schari und dem Logone beeinflusst. Deren Einzugsgebiete erstrecken sich im Süden des Landes bis zur Nordäquatorialschwelle und lassen ausgedehnte Feuchtgebiete innerhalb der Savannenlandschaft entstehen.

Im Norden des Landes befinden sich ansonsten nur einige Wadis. Es sind noch Flüsse am Rande des Benue Einzugsgebietes im äußersten Südwesten und Wechselwirkungen mit der Hydrologie Nordkameruns zu verzeichnen. Dort befindet sich der ehemalige Abfluss des heute endorheischen Tschadsees; in früheren Zeiten waren etwa 1/3 des Tschad von dem See geflutet (Mega-Tschad) und alle Wasserläufe des Landes entwässerten über den Benue in den Niger.

Naturschutzgebiete

Im Tschad liegt eines der größten Naturschutzgebiete des Kontinents, das 77.950 km² große Naturschutzgebiet Ouadi Rimé–Ouadi Achim. Weitere Schutzzonen der Flora und Fauna sind das Naturschutzgebiet Fada Archei, das Wildtierreservat Binder-Léré, Sena-Oura-Nationalpark, Nationalpark Manda und der rund 3000 km² große, im Südosten gelegene Nationalpark Zakouma. Der Tschad ist Unterzeichner der Ramsar-Konvention, im Zuge der Zusammenarbeit mit der Organisation, der Tschadseebecken-Kommission und dem WWF wurde bis 2008 eine Fläche von 12.405.068 Hektar zu Schutzzonen in Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung erklärt. Dieses sind die Schutzareale des Fitri-Sees, Plaine de Massenya, Partie tschadienne du lac Tchad, Plaines d’inondation des Bahr Aouk et Salamat, Plaines d’inondation du Logone et les dépressions Toupouri und das Wildtierreservat Binder-Léré.

Städte

Bei der Volkszählung 2009 wohnten von 11.039.873 Menschen 2.404.145 (21,8 %) in städtischen Siedlungen und 8.635.728 auf dem Land. 2016 lebten 22,6 % der Bevölkerung in Städten oder städtischen Räumen.

Bevölkerung

Die Bevölkerungszahl des Tschad hat sich seit Ende der Kolonialisierung 1910–1912 etwa verzehnfacht. Unter französischer Herrschaft betrug sie 1930 973.600. 1961 lebten in der zu dieser Zeit Fort-Lamy genannten Hauptstadt 94.000 Menschen, im Lande 2,675 Mio. Menschen, die 4,5 Mio. Schafe und 4 Mio. Rinder hielten. Die Volkszählung 2009 ergab eine Einwohnerzahl von 11,04 Millionen Menschen. Von den gezählten Personen lebten noch etwa 370.000 Menschen nomadisch. Darunter rund 120.000 in der Region Barh El Gazel und in weiteren sechs Regionen jeweils zwischen 20.000 und 33.000 Personen. Unter den erfassten Personen waren ca. 275.000 Ausländern, die Mehrzahl Flüchtlinge aus den Nachbarländern Sudan (ca. 215.000), Zentralafrikanische Republik (ca. 35.000) und Nigeria (ca. 6.000). Nur rund 3.800 Menschen stammten nicht aus Afrika. Bis 2020 stieg die Einwohnerzahl des Tschad auf knapp 16 Millionen an. Die Fertilitätsrate liegt bei 5,75 Kinder pro Frau und ist seit einem Höchststand 1996 von 7,43 kontinuierlich gesunken. Für das Jahr 2050 wird laut der mittleren Bevölkerungsprognose der UN mit einer Bevölkerung von knapp 34 Millionen gerechnet.

Gesundheit

Das Gesundheitswesen im Tschad ist aufgrund der instabilen politischen Lage der letzten Jahrzehnte nur unzureichend entwickelt und die Versorgung der Bevölkerung ist insbesondere in den ländlichen Regionen (besonders in der Region Kanem im Westen) sehr schlecht. Mit Unterstützung des Europäischen Entwicklungsfonds konnte die Lage in den letzten Jahren etwas verbessert werden. 2015 war ein Drittel der Bevölkerung unterernährt. Auf jeweils etwa 50.000 Menschen kommt ein Arzt. Insbesondere die medizinische Unterversorgung ist ein Grund dafür, dass vor allem Malaria, aber auch Meningitis-, Cholera- und Masern-Epidemien jährlich tausende Todesopfer fordern. Hilfe leisten hier zu Beginn der 2000er Jahre insbesondere die Ärzte ohne Grenzen. Die Lebenserwartung im Tschad betrug bei Geburt 2019 54,2 Jahre und war damit eine der niedrigsten der Welt.

Vor allem die Mütter- und Kindersterblichkeit ist im afrikanischen Vergleich sehr hoch. Da viele Mädchen schon kurz nach der Geschlechtsreife verheiratet werden, gibt es zahlreiche frühe Schwangerschaften, die in diesem Alter häufig zu Geburtsverletzungen und Fisteln führen. Die Säuglingssterblichkeit lag 2019 bei 7,2 %, die Kindersterblichkeit bei 11,9 %.

Die Krankenhäuser und Krankenstationen im Land sind oft nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind und weisen gravierende hygienische Mängel auf. Lediglich 30 % der Bevölkerung hat Zugang zu den primären Gesundheitseinrichtungen, wie die Daten der WHO dokumentieren.

Von vielen Tschadern werden nach wie vor sowohl aus Kostengründen als auch aus Überzeugung traditionelle Heilmethoden bevorzugt. Inzwischen gibt es auch Kooperationen zwischen Vertretern schulmedizinischer und traditioneller Heilmethoden.

Volksgruppen

Die Bevölkerung des Tschad setzt sich aus fast 200 verschiedenen Ethnien zusammen, von denen die meisten auch eigene Sprachen oder Dialekte sprechen. Nach Zahlen von 2009 bilden die im Süden lebenden Sara, die traditionell Feldbau auf Rodungsinseln sowie Fischerei betreiben, mit ca. 2,8 Mio. Angehörigen (26,1 %) die größte Volksgruppe. Auf sie folgten mit ca. 1,4 Mio. Angehörigen die (Tschad-)Araber. Weitere bedeutende Volksgruppen mit mehr als 500.000 Angehörigen sind die Kanembou/Bornu/Buduma (ca. 900.000), Wadai/Maba/Massalit/Mimi (ca. 765.000), Gorane (ca. 740.000) und Massa/Musseje/Musgum (ca. 515.000). Im Süden und Südwesten leben zudem Bagirmi-Sprecher (ca. 140.000), im Grenzgebiet zu Nigeria auch Hausa. Im dünn besiedelten Norden lebten vor allem Nomaden und Halbnomaden wie die Tubu. Im Westen auch Kanembu und die Kanuri im Nordwesten. Etwa 9 % der Gesamtbevölkerung sind Sudanaraber, die zumeist von Handel und Viehhaltung leben. Arabisierte Gruppen stellen allerdings insgesamt 38 % der Bevölkerung.

Die verschiedenen Völker des Landes lassen sich in zwei große Gruppen unterordnen: Die arabisierten und islamisierten Völker im Norden und die christlich-animistischen Gruppen im Süden. Wie in vielen anderen Ländern entlang der Sudanzone gibt es einen ausgeprägten Gegensatz zwischen Nord und Süd. Im Laufe der Geschichte hat sich das politische Schwergewicht verlagert. Vor der Kolonisierung des Gebiets hatten fast ein Jahrtausend lang muslimische Nomaden und Halbnomaden aus dem Norden die Dominanz über den Süden, aus dem hauptsächlich Nachschub für den Sklavenhandel geholt wurde. In der Kolonialzeit kehrte sich das Kräfteverhältnis um: Die Eroberung des Landes durch Frankreich begann im Süden und Südwesten, wodurch die sesshaft lebenden Sara als erste europäische Bildung erhielten. Dadurch entwickelte sich dort eine – teilweise christliche – Elite, der dann auch der erste Präsident N'Garta Tombalbaye entstammte. Im islamischen Norden empfand man es als Affront, dass nun schwarzafrikanische Verwaltungsbeamte wichtige regionale Posten übernahmen. Es genügten daher wenige Zwischenfälle, welche Unruhen auslösten, die zu Bürgerkriegen im Tschad führten.

Im Jahre 2017 waren 3,3 % der Bevölkerung im Ausland geboren. Der größte Teil davon waren Flüchtlinge aus Darfur im Sudan und der Zentralafrikanischen Republik.

Sprachen

Gesprochen werden über 120 Sprachen und Dialekte. Die wichtigsten Sprachen sind die beiden Amtssprachen Arabisch (Tschadisch-Arabisch und Sudanarabisch), das von mindestens 26 % der Gesamtbevölkerung als Mutter- oder Zweitsprache gesprochen wird, und Französisch, das nur von einer gebildeten Minderheit gesprochen wird – sowie Sara.

Etwa 62 % der Bevölkerung sprechen Sudansprachen (darunter 20 % Sara sowie 5 % Ba…

Text entnommen ausWikipedia - Tschad unter demCC-BY-SA-3.0 auf30 Juli 2021

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