TurkmenistanTurkmenistan

Turkmenistan (turkmenisch Türkmenistan, amtlich Republik Turkmenistan, turkmenisch Türkmenistan Respublikasy, veraltet Turkmenien) ist ein 488.100 km² großer Binnenstaat in Zentralasien mit 5,9 Millionen Einwohnern. Die ehemalige Sowjetrepublik am Kaspischen Meer grenzt im Nordwesten an Kasachstan, im Nordosten an Usbekistan, im Südosten an Afghanistan und im Südwesten an den Iran.

Hauptstadt und mit 1 Million Einwohnern größte Stadt des in weiten Teilen dünnbesiedelten Wüstestaates ist Aschgabat. Weitere wichtige Städte des islamisch geprägten und autoritär regierten Landes sind Türkmenabat, Daschogus und Mary. Turkmenistan hat die viertgrößten Erdgaseserven der Welt.

Geographie

Turkmenistan grenzt an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, Iran und das Kaspische Meer.

Nahezu 95 % der Landfläche werden von der Wüste Karakum eingenommen, die sowohl aus Sand- als auch Geröllwüstengebieten besteht. Im Westen erstrecken sich die Hochebene von Türkmenbaşy und der Große Balkan (). Dieser fällt in Richtung Süden zum Karakumkanal (Turkmenischer Hauptkanal) ab, auf dessen anderer Seite die Landschaft in das Kopet-Dag-Gebirge übergeht, das sich größtenteils im Iran befindet, in Turkmenistan im Berg Reza und im Iran Höhe erreicht. Während Richtung Südosten nach Afghanistan noch einige Ausläufer des Gissargebirges aufragen, befindet sich der höchste Berg des Landes, der Aýrybaba (), an der östlichen Grenze zu Usbekistan.

Natur

Turkmenistan wird in weiten Teilen von Trockengebieten dominiert und beherbergt immer noch zahlreiche gefährdete und seltene Tierarten, die für Steppen und Wüsten charakteristisch sind. Etwa ein Drittel der Wirbeltier-Arten, die in der Roten Liste gefährdeter Arten der früheren UdSSR aufgezählt sind, kommen in Turkmenistan vor. Dazu zählen Halbesel und Kropfgazellen, vorwiegend die bergigen Regionen im Süden werden auch von Urials und Wildziegen sowie von wenigen hundert Exemplaren des Persischen Leoparden als größtem Raubtier bewohnt. Ein bedeutendes Schutzgebiet Turkmenistans ist das Badkhyz-Naturreservat im Süden des Landes, das einst die letzte Zuflucht des Turkmenischen Halbesels war und zugleich eines der bedeutendsten Refugien für die Kropfgazelle in Turkmenistan darstellt.

Bevölkerung

Verteilung nach Sprachgruppen und Lebensalter

Den Hauptteil der Bevölkerung bilden die Turkmenen mit rund 77 %; die größten Minderheiten sind Usbeken (9 %), Russen (7 %), Kasachen (2 %), Tataren (1,1 %), Aserbaidschaner (0,8 %), Belutschen (0,8 %), Armenier (0,8 %), Ukrainer (0,5 %), daneben auch Koreaner und Tadschiken. Seit dem Ende der Sowjetzeit geht der Anteil der Russen an der Gesamtbevölkerung zurück, während der der Turkmenen ansteigt.

Im Zeitraum von 2010 bis 2015 betrug die Lebenserwartung bei Geburt für die Gesamtbevölkerung 67,3 Jahre (Frauen: 70,8 Jahre/Männer: 63,9 Jahre). Das Medianalter der Bevölkerung lag bei 27,5 Jahren, die Fertilitätsrate bei 3 Kindern pro Frau.

Entwicklung der Bevölkerung

JahrEinwohnerzahl
19501.210.000
19601.603.000
19702.195.000
19802.876.000
19903.683.000
20004.516.000
20105.087.000
20175.758.000
20185.851.000
20195.942.000

Quelle: UN

Geografische Verteilung und Städte

Die höchsten Besiedlungsdichten weisen die Oasengebiete im Vorland des Kopet-Dag, die Regionen am Unterlauf von Tedschen und Murgab, das Tal des Amudarja und die am Karakumkanal gelegenen Gebiete auf. 46 % der Bewohner leben in Städten.

Die größten Städte sind (Stand 2013): Aşgabat (860.221 Einwohner), Türkmenabat (234.765 Einwohner), Daşoguz (285.872 Einwohner), Mary (126.141 Einwohner), Serdar (93.692 Einwohner) und Baýramaly (91.713 Einwohner)

Religionen

Etwa 90 % der Bevölkerung sind Muslime (Sunniten der hanafitischen Rechtsschule und Schiiten mit etwa 120.000 Anhängern). 9 % gehören der Russisch-Orthodoxen Kirche an. Als weitere bedeutende religiöse Minderheiten sind folgende Gemeinschaften vertreten: Jüdische Religion, Römisch-katholische Kirche, Baptisten, Siebenten-Tags-Adventisten, Neuapostolische Kirche und Bahai.

Die jüdische Religion ist in Turkmenistan nicht anerkannt. Die Ausübung der Religion wird allerdings toleriert. Es gibt jedoch keine Synagogen. Etwa 1000 Juden leben in Turkmenistan. Die meisten von ihnen hatten sich während des Zweiten Weltkriegs hier niedergelassen, sie waren Flüchtlinge aus der Ukraine. Eine andere Gruppe sind die alteingesessenen bucharischen Juden. Viele turkmenische Juden sind im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion nach Deutschland oder Israel ausgewandert.

Sprachen

Russisch war zu Sowjetzeiten Amtssprache neben dem Turkmenischen, das als oghusische Sprache mit Aserbaidschanisch und Türkisch näher verwandt ist. Russisch wurde auch auf dem Land gesprochen und wird noch heute von 12 % der Einwohner als Muttersprache beherrscht, was ein Vielfaches des Anteils der russischen Minderheit im Land ist (nur 72 % der Einwohner sprechen Turkmenisch als Muttersprache) – da die ethnischen Minderheiten Russisch erlernen. Oft werden von den ethnischen Minderheiten vor allem in den Städten drei Sprachen gesprochen.

Jedoch ist durch die neue Sprachpolitik des diktatorischen Regimes seit 1990 eine starke Bevorzugung des Turkmenischen zu beobachten, weshalb die Kenntnis des Russischen bei jüngeren Menschen immer weiter abnimmt und auf dem Land kaum noch vorhanden ist. Das Erlernen des Turkmenischen an Schulen ist allerdings aufgrund begrenzter Lernzeit, schlecht erarbeiteter Sprachprogramme sowie Textbücher problematisch. Aufgrund des Vorhandenseins multinationaler Erdöl- und Erdgasfirmen sind Kenntnisse von Malaiisch, Türkisch, Französisch und Englisch wichtig. Türkisch und Englisch werden auch als Fremdsprache an den Schulen gelehrt, jedoch kann es nur ein kleiner Teil der Einwohner sprechen. Ein spezieller Dialekt des Turkmenischen wird im Kopet-Dag-Gebirge in der Umgebung von Nokhur gesprochen.

Geschichte

Paläolithikum bis Mesolithikum

Während in Tadschikistan menschliche Spuren etwa 800.000 bis 900.000 Jahre zurückreichen (Kuldara im Süden des Landes), sind die ältesten Funde in Turkmenistan deutlich jünger. Doch selbst die ältesten Funde in Zentralasien stehen in Widerspruch zur Tatsache, dass in China 1,6 Millionen Jahre alte Funde bekannt sind, denn Zentralasien gilt als Korridor zwischen Afrika-Westasien und Ostasien. Diesen hätten die aus Westen kommenden Zuwanderer passieren müssen, zumal die klimatischen Bedingungen denen ihres Herkunftsgebietes ähnlich waren. Faustkeile aus dem Acheuléen sind immerhin aus dem Westen Turkmenistans bekannt, doch sind sie zeitlich kaum einzuordnen und finden sich vor allem im Norden und Westen Kasachstans.

Im Gegensatz zum Altpaläolithikum ist das Mittelpaläolithikum in Zentralasien deutlich besser repräsentiert – allerdings wiederum schlechter in Turkmenistan. In Usbekistan wurde 1938 in der Teschik-Tasch-Höhle nahe der Ostgrenze Turkmenistans ein Neandertalerkind entdeckt, das auf 70.000 Jahre datiert wurde. Dieser Fund gilt als überragend für ganz Zentralasien. In Sel-Ungur im Fergana-Becken fand man zehn Zähne, bei denen die Zuordnung zu Menschen allerdings widerlegt worden ist, wohingegen der dort entdeckte Oberarmknochen menschlich ist. Die organischen Überreste, vor allem Knochen der Jagdbeute, wurden auf 126.000 ± 5.000 Jahre datiert. Die Dominanz von Wildziegen und -schafen weist wohl auf eine steppenartige Landschaft hin. In jedem Falle bildet die Region das östlichste Vorkommen des Neandertalers. Genetische Untersuchungen an einem weiteren Neandertalerfossil, aus der 1962 entdeckten Obi-Rachmat-Höhle im Osten Usbekistans, legen nahe, dass die Neandertaler erst vor etwa 125.000 Jahren in der Region erschienen. Möglicherweise entwickelte sich in diesem Raum sogar eine distinkte Neandertalergruppe.

Geringer als die Kenntnisse zum Mittelpaläolithikum sind die zum Jungpaläolithikum, der Epoche, in der der Homo sapiens in der Region erschien. Zwar fand man Artefakte in der Stadt Samarkand, doch ist ihre Deutung umstritten. In Usbekistan ist die Fundstätte Kulbulak eine der frühesten, sie liefert Datierungen zwischen 39.000 ± 4.000 und 82.000 ± 9.000 Jahre. Im Nordosten Afghanistans (Darra-i Kur) fanden sich etwa 30.000 Jahre alte Artefakte des Homo sapiens. Wahrscheinlich verschwand die menschliche Population, die sowieso als nur klein eingeschätzt wird, während des letzten Kältemaximums zwischen 21.000 und 17.000 v. Chr. vollständig.

Im Epipaläolithikum ist die Besiedlung vor allem an der Fundstätte Dam-Dam-Çešme (auch Cesme) sehr viel deutlicher zu belegen. In der Region wird diese Epoche, häufig auch mit dem Mesolithikum gleichgesetzt, damit im Westen Turkmenistans besser fassbar. Sie dauerte von etwa 9500 bis 6000 v. Chr. Bei Dam-Dam-Çešme handelt es sich um zwei Felsüberhänge. Dabei reichten die Funde in Dam-Dam-Çešme 1 vom Jungpaläolithikum bis zur Bronzezeit, während Dam-Dam-Çešme 2 erst an der Grenze zwischen Jungpaläolithikum und Mesolithikum einsetzt; nur dort ließ sich ein wachsender Anteil an Ziegen und Schafen belegen. Gejagt wurden ansonsten Gazellen. Hinzu kamen geringe Mengen an Onagern, Wildrindern und -katzen.

In der etwas weiter nördlich gelegenen Kailyu-Höhle nahe dem Kaspischen Meer auf dem Krasnowodsk-Plateau und an der Fundstätte Hodscha fanden sich ebenfalls mesolithische Artefakte dieser Jäger-, Sammler- und Fischerkultur. In Hodscha hinterließen die einstigen Fischer große Mengen an Stör. Außerdem fanden sich Begräbnisstätten mit Muscheln. Die beiden Fundstätten bilden den Nordrand des Kaspischen Mesolithikums. Wahrscheinlich wurden die Abris nur saisonal aufgesucht.

Neolithikum und Kupferzeit

Das Neolithikum setzte im Süden Turkmenistans bereits in der zweiten Hälfte des 7. Jahrtausends v. Chr. mit der Dscheitun-Kultur ein. Diese archäologische Kultur erhielt ihren Namen von Dscheitun, der ältesten neolithischen Siedlung des Landes; wenig jünger ist Namazgadepe, 80 km südöstlich von Aşgabat. Gelegen im südlichen Turkmenistan, etwa 25 km nördlich von Aşgabat im Kopet-Dag, wurde die 0,7 ha große Tell-Siedlung …

Text entnommen ausWikipedia - Turkmenistan unter demCC-BY-SA-3.0 auf30 Juli 2021

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