Kamerun ([ˈkʰaməʁuːn] oder [kʰaməˈʁuːn]; [kamˈʁun]; [ˈkʰæməˌɹuːn, ˌkʰæməˈɹuːn]) ist ein Land in Zentralafrika. Es grenzt an Nigeria, den Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Gabun, Äquatorialguinea und den Atlantischen Ozean. Die größten Städte sind die Hauptstadt Yaoundé und die Hafenstadt Douala.
Die portugiesischen Seefahrer, die als erste Europäer die Region erreichten, gaben dem heutigen Fluss Wouri den Namen Rio dos Camarões nach einem Schwarm der Garnele Lepidophthalmus turneranus, den sie dort vorfanden. Später wurde der Name für die umliegenden Berge und von der deutschen Kolonialverwaltung zunächst für die heutige Stadt Douala und später für das ganze Land übernommen.
Der Naturraum Kameruns kann als „Afrika im Kleinen“ beschrieben werden, da er alle wesentlichen Klimazonen und Vegetationen des Kontinents beherbergt: Meeresküste an der Bucht von Bonny, Gebirge, tropischer Regenwald, Savanne und im äußersten Norden Wüste. Das Landesinnere besteht vorwiegend aus flachen Plateaus, die sich nach Norden bis zum Adamaua-Hochland und dem Mandara-Gebirge erheben, um dann allmählich zur Niederung des Tschadsees im äußersten Norden abzufallen, an dem Kamerun noch kleinere Anteile hält.
Der Westen und Nordwesten Kameruns ist von vulkanischem Gebirge entlang der Kamerunlinie bestimmt, das in Küstennähe von einem aktiven Vulkan überragt wird: Der hohe Kamerunberg ist die höchste Erhebung Westafrikas. Entlang der Kamerunlinie erhebt sich das bis zu hohe Vulkanfeld Oku, in dem der Nyos- und Manoun-See liegen. Das Vulkanfeld Oku liegt im Bamenda-Hochland, in dem die höchsten Gebirgsregenwälder Westafrikas liegen. Die dritthöchste Erhebung Kameruns ist das Bambouto-Massiv (). Weitere bedeutende Berge des Kamerungebirges sind die heiligen Berge der Bakossi, der Manengouba und der Kupe. Die südlichen Plateaus sind mit tropischem Regenwald bedeckt und senken sich zu breiten Ebenen in der Küstengegend ab.
Bei den in Kameruns Süden und Mitte vorkommenden Böden handelt es sich um ferrallitische Böden, also um Böden der äquatorialen Braunlehme der immerfeuchten Tropen. Im Norden, dem Bereich der Trocken- und Dornensavanne, liegen typische rotbraune und rote Böden der Trockensavanne vor.
Grundsätzlich ist Kamerun in vier große Einzugsgebiete (neben diversen Küstenflüssen) aufgeteilt. Die Wasserscheide dieser vier großen Einzugsgebiete befindet sich im Hochland von Adamaua. In nordöstlicher Richtung entwässern der „nördliche“ Vina und der Mbéré in das Tschadbecken. In südliche Richtung fließen der „südliche“ Vina und der Lom, die in den Sanaga entwässern. Im Norden des Hochlandes hat der Benue und im Nordwesten der Faro, ein Nebenfluss des Benue, seine Quellflüsse, die in das Nigersystem abfließen. Hinzu kommen die Flüsse Kadéï und Mambéré, die über den Sangha in südöstlicher Richtung in den Kongo entwässern.
Zu den natürlichen Ressourcen des Landes gehören unter anderem Erdöl, Bauxit, Eisenerz, Gold und Diamanten. Diese Bodenschätze werden bisher nicht intensiv genutzt. In den 1980er Jahren gab es erste Anstöße durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen.
Die Erschließung von Erdölvorkommen ist seit 1986 zurückgegangen.
Die beiden größten Städte in Kamerun sind die Hauptstadt Yaoundé mit ca. 4,2 Millionen Einwohnern (Schätzung 2015) und die Hafenstadt Douala mit ca. 3,4 Millionen Einwohnern.
Der Staat gliedert sich in zehn Regionen. Die ursprüngliche Bezeichnung Provinz (englisch/französisch province) wurde am 12. November 2008 durch Region (englisch region, französisch région) ersetzt. Die Regionen gliedern sich in 58 Bezirke (departments/départements) und mehr als 300 Gemeinden:
Nr. | Name (französisch/englisch) | Hauptstadt | Einwohnerzahl 2015 | Index der menschlichen Entwicklung 2017 |
---|---|---|---|---|
1 | Adamaoua | Ngaoundéré | 1.201.000 | 0,504 |
2 | Centre | Yaoundé | 4.159.500 | 0,650 |
3 | Est/East | Bertoua | 835.600 | 0,545 |
4 | Extrême-Nord/Extreme North | Maroua | 3.993.000 | 0,406 |
5 | Littoral | Douala | 3.355.000 | 0,664 |
6 | Nord/North | Garoua | 2.442.600 | 0,436 |
7 | Nord-Ouest/Northwest | Bamenda | 1.968.600 | 0,592 |
8 | Sud/South | Ebolowa | 749.600 | 0,604 |
9 | Sud-Ouest/Southwest | Buea | 1.553.300 | 0,598 |
10 | Ouest/West | Bafoussam | 1.921.600 | 0,599 |
Kamerun | Yaoundé | 22.179.700 | 0,557 |
Wie in den meisten afrikanischen Staaten ist die Bevölkerung Kameruns jung und wächst stetig. Das Medianalter lag 2020 bei geschätzten 18,7 Jahren, 42,4 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. Dies liegt vor allem an der hohen Fertilitätsrate von Kamerun, die 2019 bei 4,5 Kindern je Frau lag. Ausgehend von einem Höchststand von etwa 6,5 Kindern pro Frau Anfang der 1980er Jahr sinkt die Rate stetig. Begünstigt wird der Trend dadurch, dass immer mehr verheirateten Frauen moderne Verhütungsmittel zur Verfügung stehen. Dennoch liegt ihr Anteil 2020 bei nur 36 %.
Am dichtesten besiedelt sind das Grasland in der West- und Nordwest-Region, die Küstenprovinz um die Hafenstadt Douala und das Gebiet um die Hauptstadt Yaoundé. Demgegenüber sind die Mitte und der Südosten des Landes nur dünn besiedelt.
Angaben zur Zahl der in Kamerun lebenden Ethnien unterscheiden sich stark und sind teilweise von Ideen kolonialer Herrschaftspraxis durchdrungen (Divide et impera). Grob können vier geographische Räume mit kulturellen Clustern unterschieden werden:
Vor allem aus den Nachbarländern Nigeria, Zentralafrikanische Republik und dem Tschad migrieren Menschen nach Kamerun. Der UNHCR zählte im Juni 2015 insgesamt rund 400.000 Flüchtlinge im Land. Im Jahre 2017 waren 2,2 % der Bevölkerung im Ausland geboren.
Die Zahlen zu den verschiedenen Sprachgruppen unterscheiden sich ebenfalls stark. Die Ethnologue-Datenbank listet aktuell 285 Sprachen auf, die im Land gesprochen werden. Jedoch ist auch diese Einteilung im Detail widersprüchlich. Amtssprachen sind Französisch (circa 80 % der Bevölkerung) und Englisch (circa 20 % der Bevölkerung), entsprechend der Zuordnung der Verwaltungsdistrikte nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg (Völkerbundsmandate/UNO-Treuhandschaft). Kameruner Pidginenglisch dient als Lingua franca in den anglophonen Regionen; Camfranglais, eine Mischung aus Französisch, Pidgin und mehreren kamerunischen Sprachen, gewinnt in den frankophonen Städten und unter Jugendlichen an Bedeutung.
Die Hauptsprachen des Nordens sind Fulfulde, Kanuri, die Kotoko-Sprachen und Shuwa, im Süden (etwa 40 % der Gesamtbevölkerung) vor allem Sprachen aus dem Nordwestzweig der Benue-Kongo-Familie (Duala, Basaa, Kpe-Mboko, Malimba-Yasa, Makaa, Njyem, Ndsimu, Ngumba und Kunabembe) und verschiedene Beti-Fang-Sprachen, darunter Ewondo, Bulu und Fang. Über 20 % sprechen sudanische und Az-Sande-Sprachen. Wichtige Sprachen im Westen sind Ghomálá, Fe’fe’, Medumba und Yemba. Im Grenzgebiet zu Äquatorialguinea wird immer häufiger Spanisch gesprochen. Rund 230.000 Menschen in Kamerun lernen Deutsch.
In Kamerun sind rund 69,2 Prozent der Bevölkerung Christen, darunter etwa 38,4 Prozent Anhänger der katholischen Kirche Kameruns, 26,3 Prozent Protestanten, ca. 0,5 Prozent orthodoxe Christen und 4 Prozent Anhänger anderer christlicher Konfessionen. 20,9 Prozent der Einwohner sind Muslime und 5,6 Prozent sind Anhänger traditioneller west- und zentralafrikanischer Religionen. 1 Prozent bezeichnen sich als Anhänger anderer Religionen und 3,2 Prozent als religionsfrei.
Ein großer Teil der Bevölkerung praktiziert außerdem überlieferte lokale Glaubensvorstellungen.
Als erste Missionare betraten befreite Sklaven afrikanischen Ursprungs der Jamaican Baptist Missionary Society 1841 das Land, 1845 folgte der englische Missionar und Ingenieur Alfred Saker. Die Kameruner Baptisten unterhalten seit über 100 Jahren enge Beziehungen zum deutschen Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Im Zuge der deutschen Kolonialisierung, während des 19. Jahrhunderts, kam 1886 die Basler Mission nach Kamerun. Aus ihren Aktivitäten sind zwei reformierte Kirchen entstanden: Die Presbyterian Church in Camerun (PCC) und die Eglise évangelique du Cameroun (EEC). Die Basler Mission Deutscher Zweig und die ihr verbundene Schweizer mission21 sind heute mit zahlreichen sozialen Projekten dort aktiv.
Acht Pallottinerpatres erreichten am 25. Oktober 1890 unter der Führung des Paters Heinrich Vieter Duala. Heute ist die katholische Pallottiner-Mission in Kamerun im Süden (Kribi und Doume) von Bedeutung.
Die Lebenserwartung betrug 2019 59,3 Jahre. Die Säuglingssterblichkeit pro 1000 Geburten beträgt 59, die Kindersterblichkeit 85. Weit verbreitete Krankheiten sind Malaria, Tuberkulose und aufgrund des unzureichenden Zugangs zu sauberem Wasser auch Cholera. Je na…
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