Limoges

Les Petits-Ventres (2009)

Les Petits-Ventres (2009)

[liˈmɔʒ] (okzitanisch , Aussprache: [leˈmɔt͡ʒes]) ist eine Stadt in Frankreich mit Einwohnern (Stand ), gelegen am Fluss Vienne im nordwestlichen Zentralmassiv, Hauptstadt des Départements und der ehemaligen Region .

Geschichte

In vorrömischer Zeit war die Gegend von den keltischen Lemoviken besiedelt. Nach der Eroberung Galliens durch die Römer gründeten diese um 10 v. Chr. die Stadt als Augustoritum auf einer Anhöhe über der Vienne an der Stelle, wo sich die Straßen von Orléans nach Agen bzw. von Saintes nach Lugdunum (Lyon) kreuzten. In der Stadt entstanden zahlreiche Bauten, die sich zum Teil bis heute erhalten haben, so ein Amphitheater (136 × 115 Meter), ein Theater, die Thermen und das Forum (im Hof der heutigen Stadtverwaltung). Der Tempel befand sich an der Stelle der späteren Kathedrale. Limoges wurde in der Spätantike Bischofssitz (später dem Erzbistum Bourges zugeordnet). Während der Völkerwanderung entstand auf dem Puy Saint-Étienne eine befestigte Rückzugssiedlung, die spätere Cité; ein weiterer Siedlungskern legte sich um eine Nekropole im Nordwesten von Augustoritum, in welcher sich das Grab des heiligen Martial befand und dann später die Burg Saint-Martial gebaut wurde. In der unmittelbaren Nachbarschaft von Saint-Martial wurde in der Folgezeit die Residenz des Vizegrafen der Gegend angelegt, die bald mit Saint-Martial zusammenwuchs.

In der Merowingerzeit war Limoges eine wichtige königliche Münzprägestätte. Spätestens nach der Aufteilung des Teilreiches von Charibert I. von Paris, also 567, gehörte Limoges zu Neustrien. Nach der Heirat des neustrischen Königs Chilperich I., gab dieser die Stadt, zusammen mit Bordeaux, Cahors, Bearn und Bigorre jedoch als Morgengabe an seine Braut Gailswintha. Diese fünf Städte lagen strategisch zum Gebiet des Schwiegervaters Athanagild, dem König der Westgoten. Nachdem Chilperich die Ermordung seiner Gattin veranlasst hatte, ging dieses Erbe, nach einer Regelung eines von Guntram, dem König der Burgunder einberufenen Malbergs, auf das Königreich Austrasien über. Letzten Endes damit nicht einverstanden, versuchte Chilperich ab dem Jahr 573 die Städte zurückzuerobern, was zu einem der vielen merowingischen Bürgerkriege führte.

In der Cité, der Bischofsstadt, wurde im Hochmittelalter die Kathedrale Saint-Étienne erbaut. Stadt und Grafschaft kamen 1152 an die Anjous und wurden damit Teil des Angevinischen Reichs; die englischen Besitzungen im Südwesten Frankreichs gelangten allerdings rund 50 Jahre später wieder weitgehend an Frankreich. Im Hundertjährigen Krieg erneuerten die Engländer ihre Ansprüche auf das alte Herzogtum Guyenne, zu dem die Grafschaft Limousin gehörte. Nach dem Sieg von Maupertuis 1356 und dem Frieden von Bretigny im Jahr 1360 wurde ihnen dann tatsächlich alles Land südlich von Loire und Vienne zugestanden, einschließlich der Stadt Limoges, die dadurch in eine prekäre Grenzlage geriet. Die Einwohner versuchten, die englische Oberherrschaft abzuschütteln. Daraufhin kam der Schwarze Prinz Edward of Woodstock als Landesherr mit seinen Leuten in die Stadt, die er in einer sechstägigen Strafaktion plündern ließ; 3000 Einwohner kamen dabei ums Leben. Diese vom Historiker Jean Froissart überlieferte Zahl der Todesopfer steht jedoch in Frage, man geht in neuerer Zeit nur von etwa 300 Getöteten aus. Auch wenn die Bischofsstadt bald darauf wieder französisch wurde, erholte sie sich von diesem Schlag lange nicht, stattdessen stieg die von 12 Meter hohen Mauern umgebene gräfliche Siedlung Saint-Martial auf. In ihrem Umfeld entstanden neue Vororte, in denen sich auch Franziskaner und Dominikaner niederließen.

Seit 1771 ist die Stadt für die Herstellung von Porzellan bekannt, da die Gegend reich an Kaolinvorkommen ist: Limoges belieferte bis ins 19. Jahrhundert unter anderem den Hof in Paris. Noch heute kommt mehr als die Hälfte des französischen Porzellans aus den ehemals königlichen Manufakturen. 1792 wurden die beiden Siedlungen Cité und Château Saint-Martial vereinigt und bilden seither die Stadt Limoges. Hier fand die Revolution begeisterte Anhänger, da die Kirchenherrschaft besonders verhasst war: Die Zerstörung der Abtei Saint-Martial ist ein deutlicher Beleg für diese Haltung.

  • Siehe auch Liste von Porzellanmanufakturen und -herstellern

Durch den Porzellan- und Emaillehandel kam es insbesondere mit den USA zu engen Kontakten, sodass in dieser Provinzstadt des 19. Jahrhunderts sogar ein US-amerikanisches Konsulat eingerichtet wurde. 1832 entsteht der Pont Neuf über die Vienne. Seit 1856 hat Limoges einen Bahnanschluss. Die Stadt wuchs durch die Industrialisierung rasch, sodass die alten Stadtbefestigungen abgerissen wurden. Das heutige Rathaus wurde 1883 errichtet, der Pont de la Révolution 1885. Zugleich wuchs die Bedeutung der Arbeiterbewegung: Bereits 1830 kam es zu einem mehrmonatigen Streik, von April bis Mai 1848 bestand sogar eine regelrechte Arbeiter-Stadtverwaltung, sodass Limoges als „Rom des Sozialismus“ galt. So wundert es nicht, dass die französische Gewerkschaft CGT 1895 in dieser Stadt gegründet wurde. 1905 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Sicherheitskräften, die ein Todesopfer forderten. 1929 wurde der alte Gare des Bénédictins, der zu klein geworden war, durch einen größeren Bahnhof ersetzt. 1942 wurde Limoges von den Deutschen besetzt; die Befreiung erfolgte durch Kräfte der Résistance unter Georges Guingouin am 21. August 1944. 1968 erhielt Limoges eine Universität. Limoges ist u. a. Partnerstadt von Fürth.

Sehenswürdigkeiten

Sehenswert sind das gallorömische Amphitheater, die Kathedrale Saint-Étienne (Baubeginn 13. Jahrhundert), die Kirche Saint-Pierre-des-Queyroix (13. Jahrhundert), die Kirche Saint-Michel-des-Lions (14. Jahrhundert), die Krypta Saint-Martial, der Karmeliterkonvent, die mittelalterlichen unterirdischen Gänge, das pittoreske mittelalterliche Village de la Boucherie, die Chapelle Saint-Aurélien, das Château des Essarts (17. Jahrhundert), die Fontaine des Barres (17. Jahrhundert), das Château de Beauvais (18. Jahrhundert), die Brücken Pont Saint-Martial und Pont Saint-Étienne, die Kirche Beaune-les-Mines, der Bischofspalast (18. Jahrhundert mit Musée des Beaux-Arts de Limoges), die Halles centrales (Markthallen) das Hôtel Estienne de la Rivière, das Hôtel Maledent de Savignac de Feytiat, das Rathaus (19. Jahrhundert), das Gymnasium Gay-Lussac (früher Jesuitenschule), das Musée Adrian Dubouché (Keramik- und Steingutmuseum, 19. Jahrhundert), sowie aus dem 20. Jahrhundert der Pavillon du Verdurier, das Gebäude der Präfektur, das Porzellanmuseum bzw. das Musée de la Résistance et de la Déportation de Limoges.

Städtepartnerschaften

  • Hrodna, Weißrussland (seit 20. April 1982)
  • Pilsen, Tschechien (seit 11. Juni 1987)
  • Fürth, Deutschland (seit 22. Mai 1992)
  • Charlotte, North Carolina, USA (seit 6. November 1992)
  • Seto, Japan (seit 18. November 2003)

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Ruricius von Limoges (um 440 – 507/10), Bischof von Limoges
  • Eligius (um 589 – 1. Dez. 659/60), Heiliger
  • Léonard Limosin (1505–1577), Emaillemaler und Goldschmied
  • Pierre Navihères († 1553), Theologe und evangelischer Märtyrer
  • Jean-Baptiste de Jourdan (1762–1833), Marschall von Napoleon (1804)
  • Jean-Baptiste Dalesme (1763–1832), General der Infanterie
  • Thomas-Robert Bugeaud (1784–1849), General und Marschall von Frankreich (1843)
  • Jean Cruveilhier (1791–1874), Arzt, Chirurg, Anatom und Pathologe
  • Léon Faucher (1803–1854), Publizist und Staatsmann
  • Michel Chevalier (1806–1879), Ökonom und Freihändler
  • Charles François Pécrus (1826–1907), Genre-, Landschafts- und Marinemaler
  • Jules Noriac (1827–1882), Schriftsteller und Librettist
  • Marie François Sadi Carnot (1837–1894), französischer Staatspräsident von 1887 bis 1894
  • Jules Claretie (1840–1913), Schriftsteller, Theaterkritiker und Theaterdirektor
  • Auguste Renoir (1841–1919), Maler des Impressionismus
  • Gabriel Desmoulins (1842–1902), Komponist, Organist und Musikpädagoge
  • Georges Catroux (1877–1969), Politiker
  • Frank Burty Haviland (1886–1971), amerikanisch-französischer kubistischer Maler
  • Maryse Bastié (1898–1952), Flugpionierin
  • Martial Valin (1898–1980), General der französischen Luftwaffe und Kommandant der Luftstreitkräfte
  • Marcel Couraud (1912–1986), Dirigent
  • Roland Dumas (* 1922), Rechtsanwalt und Politiker
  • Edmond Malinvaud (1923–2015), Wirtschaftswissenschaftler
  • Jacques Lacarrière (1925–2005), Schriftsteller
  • Pierre Combescot (1940–2017), Schriftsteller und Journalist
  • Xavier Darcos (* 1947), Politiker (UMP)
  • Luc Leblanc (* 1966), Radrennfahrer
  • Maxime Méderel (* 1980), Radrennfahrer
  • Loïc Guillon (* 1982), Fußballspieler
  • Sébastien Puygrenier (* 1982), Fußballspieler
  • Marie-Pierre Vedrenne (* 1982), Juristin und Politikerin
  • Guillaume Moreau (* 1983), Automobilrennfahrer
  • Damien Chouly (* 1985), Rugby-Spieler
  • Fanny Posvite (* 1992), Judoka
  • Ferris N’Goma (* 1993), französisch-kongolesischer Fußballspieler
  • Tony Mauricio (* 1994), französisch-portugiesischer Fußballspieler
  • Matthieu Vaxivière (* 1994), Automobilrennfahrer
  • Ania Caill (* 1995), rumänische Skirennläuferin
  • Benoît Badiashile (* 2001), Fußballspieler
  • Waniss Taïbi (* 2002), französisch-algerischer Fußballspieler

Personen mit Bezug zur Stadt

  • Jean Fayen (um 1530 – 1616), Arzt, Dichter und Kartograf
  • Charles Edward Haviland (1839–1921), Porzellan-Industrieller, Vater von Paul und Frank Burty Haviland
  • Raoul Hausmann (1886–1971), Maler und Dadaist (Mitglied der Dadabewegung Berlin), lebte seit 1944 in Limoges, wo er am 1. Februar 1971 verstarb
  • François Reichenbach (1921–1993), Filmemacher, auf dem Friedhof Louyat in Limoges begraben
  • Mario David (1927–1996), Schauspieler
  • Jean-Joseph Sanfourche (1929–2010), genannt Sanfourche, Maler und Dichter, lebte in Limoges
  • Pascal Sevran (1945–2008), Songschreiber und Fernsehmoderator

Sonstiges

Der VII. Teil von Mussorgskis Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung: Limoges. Le marché (‚Limoges. Der Marktplatz‘) schildert das quirlige Treiben auf dem Marktplatz dieser Stadt.

Weblinks

Text entnommen ausWikipedia - Limoges unter demCC-BY-SA-3.0 auf29 Juli 2021

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